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da gruselt es mir

Dieses Thema im Forum "Small Talk" wurde erstellt von maiden, 17. Mai 2007.

  1. HirnKastl

    HirnKastl Alt-68er

    Wenn du über diesen Satz wie über ein Mantra meditierst, klappt's (geht jetzt auch klappts?) vielleicht.
     
  2. Holloid

    Holloid New Member

    Kreative Kraft und Grammatik ......den zusammenhang musst du mir mal erklären.Was ist kreativ an ein ausufernden Regelwerk?? Plusqaumperfekt schon alleine dieses Wort....
     
  3. MacJoerg

    MacJoerg New Member

    Na wenn das nicht kreativ ist.
     
  4. HirnKastl

    HirnKastl Alt-68er

    Spaß beiseite, ich glaube, ich verstehe schon, was du meinst, aber sprachliche Kreativität hat wohl eher mit Sprachgefühl zu tun und das wiederum hängt unter anderem damit zusammen, in welchem sozialen Umfeld man aufgewachsen ist, welche sprachlichen und überhaupt kulturellen Anregungen man erleben konnte.

    Wenn jemand kein Sprachgefühl hat, helfen ihm auch alle Grammatik- und Rechtschreibregeln nichts, denn niemand überlegt sich beim täglichen Sprechen die Grammatik - und die schriftliche Darlegung von Ideen, Gedanken und Vorstellungen schwindet in zunehmendem Maße im Zeitalter von "Copy and Paste".

    Manche Dialekte schließen den korrekten Gebrauch der Grammatik schlichtweg aus, wie zum Beispiel das Schwäbische. Der echte Schwabe empfindet etwa das Imperfekt als etwas Unnatürliches und zieht das Perfekt vor, weil es seinem Sprachgefühl viel mehr entspricht. Auch zum Konjunktiv hat der Schwabe eine ganz eigenwillige Beziehung und selbstverständlich auch zum Genitiv (ich kann das sagen, weil ich Schwabe bin und meinen Dialekt, in dem altes, alemannisches und vielleicht auch keltisches Sprachgut mitschwingt, sehr liebe).

    Durch solche grammatischen Fehlleistungen, aber natürlich auch durch lautliche Besonderheiten wirken Dialekte (selbstverständlich nicht nur der schwäbische) urwüchsig und gemütvoll, sie spiegeln etwas von der Eigenart, der Seele der Region, in der ein Dialekt lebt. Wer das verkennt, versteht ein wesentliches Element der Sprache nicht.

    Deshalb: Rechtschreibung und Grammatik sind für mich höchstens Mittel zum Zweck, keine Werte an sich. :)
     
  5. HirnKastl

    HirnKastl Alt-68er

    Dialekte sind nach meinem Verständnis die Grundlage jeder Hochsprache, die sich aus ihnen entwickelt hat. Grammatik und Rechtschreibung - die ja zunächst nichts anderes sein sollte, als eine Vereinheitlichung unterschiedlicher Schreibweisen - beschreiben diese Entwicklung und verändern sich deshalb im Lauf der Zeit, so, wie auch die Sprache sich verändert. Aus diesem Grunde sprechen wir heute nicht mehr so, wie unsere Landsleute vor 200 Jahren. Deshalb meine ich, kreatives Potential und Kultur der Ausdrucksweise liegen beim Sprecher, bei dem, der die Sprache benutzt um sich mitzuteilen.

    Da wir nun das Schwäbische als Beispiel gewählt haben, möchte ich doch anmerken, dass es in meinen Augen nichts Schlimmeres gibt, als das so genannte Honoratioren-Schwäbisch, das seine Wurzeln verleugnet indem es hochdeutschelt um gebildeter zu klingen. Ich hoffe, dass du dieses nicht meinst.
    Auch denke ich, dass noch immer der Inhalt des Gesagten und die seelische Haltung, mit der es vorgetragen wird, den Vorrang haben vor korrekter Grammatik und Rechtschreibung. Welchen Wert hat denn beispielsweise die nach den Regeln der Rethorik ausgearbeitete und kultiviert vorgetragene Rede manch eines Politikers, die nichts Konkretes aussagt. Da dreht sich mir der Magen um.
    Eine gewisse Ausnahmestellung hatte der verflossene bayerische Ministerpräsidenten Stoiber inne, der sich immer sehr um kultivierten Ausdruck bemühte ohne dabei etwas Wesentliches zu sagen. Allerdings tat er dies in so unnachahmlicher Weise, dass es wenigstens Unterhaltungswert hatte. Das war Satire live.

    Da gebe ich dir unbedingt Recht. Gedanken- und Lieblosigkeit im Umgang mit anderen Menschen halte ich für eine soziale Krankheit.

    Ich erlebe bei meiner täglichen Arbeit, dass sogar immer mehr Menschen nicht mehr verstehen, was sie lesen, obwohl sie lesen können. Sie bilden keine Vorstellungen mehr vom Inhalt des Textes, vielleicht, weil sie schon so sehr auf Redewendungen und sprachliche Stereotype geeicht sind, dass eine etwas anspruchsvollere Sprache eine Überforderung für sie darstellt.
     
  6. HirnKastl

    HirnKastl Alt-68er

    Einer der ganz großen deutschen Dichter, Friedrich Schiller, hat sein Drama "die Räuber" in Mannheim auf Schwäbisch vorgetragen, sehr zum Entsetzen des erlauchten und teilweise adligen Publikums. Dennoch überdauerte der für damalige Verhältnisse revolutionäre Inhalt des Stückes und die Macht seiner Worte diese Kleingeister. Das wäre mit Eichendorffs lyrischer Mondnacht wahrscheinlich nicht möglich, obwohl ich es als sprachliches Kunstwerk sehr schätze.

    Wie meinst du das - als Politiker oder als Alleinunterhalter?
     
  7. benqt

    benqt New Member

    Vielleicht können wir uns darauf einigen, dass es in jedem Sprach- und Dialektraum Profilneurotiker gibt, dass sich Menschen manchmal auch über Sprachbarrieren hinweg als Gemeinschaft empfinden können und dass dies genauso häufig trotz eines gemeinsamen Dialekts nicht gelingt.

    Zudem vielleicht noch darauf, dass es hinsichtlich des Auf-den-Sack-gehens keine große Rolle spielt, ob ein egozentrischer Schwabe die Einzigartigkeit seines Schwäbelns, ein lustiger Rheinländer die ungeheuerliche Partytauglichkeit seiner rheinischen Schnauze oder ein eitler Hanseat das ungemein Wohlerzogene seines Tüddelkramsnackens anpreist.

    Eichendorffs Mondnacht sollte man übrigens gar nicht rezitieren, es sei denn man ist 16 und über beide Ohren verliebt.
     
  8. benqt

    benqt New Member

    Ich wollte nichts Schlechtes über Eichendorff sagen. Seit einer unglücklichen Liebe mit 16 habe ich ein etwas ambivalentes Verhältnis zu unserm lieben Joseph. Und selbst das ist gelogen, weil's schon wieder zu lange her ist. :D

    Nichtsdestotrotz hab ich damals so intensiv in der Romantik gebadet, dass ich mir für immer 'nen leichten Schnupfen geholt hab. Kann man wohl nix machen.


    Gruß
    Markus
     

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