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Zensur im Internet

Dieses Thema im Forum "Software" wurde erstellt von Christoph Meyer, 23. Juni 2001.

  1. eman

    eman New Member

    >zuviel zivilisation ist doch nicht so gut...

    Witzigerweise gibt es heute mehr nordamerikanische Indianer als vor dem "Einzug der Zivilisation". Das ist doch auch seltsam, oder?

    Die Westliche Welt ist wirklich an einem Totpunkt angelangt, und niemand weiß was als nächstes kommen soll. Die Idee, ständig neue Bedürfnisse zu erwecken, damit man im ewigen Warenkreislauf den neusten Angeboten hinterher läuft, kann ja nicht der Weisheit letzter Schluss sein. Abgesehen davon scheitert das Ganze an einer simplen Tatsache: An der Kaufkraft der Menschen.
    Es wird in all dem Machbarkeitswahn leicht vergessen, dass es eben nicht ausreicht jedes Jahr neue Auto-Modelle oder Prozessor-Upgrades auf den Markt zu schieben und die Produktion anzukurbeln, die Produkte wollen auch gekauft werden. Rein theoretisch hört sich das gut an: Wohlstand für alle und ewig steigendes Wirtschaftswachstum. Die Realität sieht leider anders aus: Wohlstand für wenige, ständig steigende Armut, Abbau der Ressourcen und Aufbau der Müllberge.
    Ob man dieses Projekt deswegen als gescheitert bezeichnen sollte bleibt trotzdem diskussionswürdig. Es sind ja gerade die Armut und der Wunsch nach Konsum die stärksten Motoren in unserer Gesellschaft, die sich auf eine Grundthese eingeschossen hat, auf das letzte Axiom, die Quintessenz des Lebens und die wahre Religion, die da lautet: "Vom Tellerwäscher zum Millionär".
    Ob diese Ideal ausreicht, den ganzen Laden am Laufen zu halten? Wenn man der jammernden deutschen Industrie zuhört, würde man meinen: nein. Wenn man allerdings hört, wie hinter den Kulissen der innereuropäische Markt als abgegrast gilt, und alle nach dem zukunftsträchtigen Osten schielen, könnte man meinen, es geht noch eine Weile so weiter......
     
  2. thd

    thd New Member

    was meinst du mit mehr indianer als vorher? mehr stämme, mehr indianer an sich?

    das mit der kaufkraft ist ja der hammer...wir haben soviel geld auf der erde.....was man damit alles machen könnte....noch nie warn wir so reich,m no nie konnte man so effizient produzieren, noch nie konnte man güter aller art so leicht und schnell herstellen...und trotzdem ist in den öffentlichen kassen permanent zu wenig geld da!

    thd
     
  3. maiden

    maiden Lever duat us slav

    und das dollste ist: wir sind alle genau die Idioten die dafür gebraucht werden.

    Im übrigen kann das weiter oben über Naturvölker und unsere Zivilisation gesagte so nicht stehen bleiben. Oberflächlich betrachtet und mit dem nötigen Quantum an Ethnoromantik ausgestattet mag man leicht zu solchem Urteil kommen. Tatsächlich ist es aber so, daß sich diese Kulturen in aller Regel sehr strenge Regelwerke geschaffen haben die dem Zusammenleben der Gemeinschaft das nötige Fundament bieten. Auch eine Form der Zensur, oft viel strenger und in der Konsequenz bei Verstößen grausamer als in unserer Zivilisation.

    Nur um das richtig zu verstehen. Ich kann verstehen wie jemand fühlt, der die Entwicklungen in unseren sogenannten westlich zivilisierten Gesellschaften mit größter Skepsis verfolgt. Ich fühle mich bei sehr vielem was man tagtäglich erleben muß auch äußerst unwohl und denke, daß am Ende wieder mal nix gutes raukommt. Aber Gesellschaften funktionieren immer nach den gleichen Prinzipien. Ohne Regeln geht es nicht. Deshalb ist der weiter oben dargestellte Vergleich unangebracht. Bei diesen sogenannten primitiven Völkern findet die Umsetzung von Gesetzen und deren Kontrolle nur mit anderen Mitteln statt.
     
  4. eman

    eman New Member

    ...mehr Indianer an sich.
     
  5. thd

    thd New Member

    zivilisiert' in der großstadt runhängen *NICHT* als ureinwohner bezeichen.....ne frechheit was unsere "zivilisierten" vorfahren da gemacht haben. ugh

    thd
     
  6. thd

    thd New Member

    das stimmt maiden, aber sie werden es schaffen länger als wir zu überleben ;-)

    thd
     
  7. eman

    eman New Member

    Vielleicht ist genau das gemeint, wenn es heißt die "primitiven Völker" seien zivilisierter. Möglicherweise gerade wegen ihren Regeln. Unsere Regel hingegen lautet: "Ellenbogen raus, alle über den Haufen rennen. Egal wieviele auf der Strecke bleiben, wenn du Erfolg hattest wirst du gefeiert."
     
  8. eman

    eman New Member

    ...so gesehen hast Du natürlich recht. Dann könnte man sie auch als quasi ausgestorben ansehen... ;-)
     
  9. maiden

    maiden Lever duat us slav

    @ thd
    das will ich wohl glauben. Es sei denn wir reißen sie mit nach unten. Geschiet ja bereits. Beispiel Janonami-Indianer. Würden sich Menschen wie Rüdiger Nehberg nicht so stark für deren Unabhängigkeit und Unberührbarkeit einsetzen wärs schon längst aus mit ihnen.

    Zur Regel Ellenbogen raus.
    Das genau beweist, daß eine Gesellschaft Regeln braucht. Wer seine Ellenbogen einsetzt um alle anderen zur Seite zu stoßen handelt ja gerade gegen jede moralische Regel. Das findet man in allen Bereichen, ob im Strassenverkehr oder Beruf, einfach überall. Leider hat sich aber auch eine Art Schweigementalität breit gemacht. Man hälts Maul, redet sich ein alles sei nicht so schlimm, hat vielleicht auch Angst. Vor allem vielleicht Angst als intolerant zu gelten.
    Wer heute darauf pocht, daß Regeln einzuhalten sind gilt ja schon als spießig und obrigkeitshörig. Den sogenannten Staat will sowieso keiner, es sei denn der eigene Nutzen käme dabei zu kurz.
    Gesetze schränken jeden zu sehr ein um sich daran zu halten. Aber wenn der Nachbar etwas tut was einem nicht gefällt, ruft man laut nach eben diesen Gesetzen. Man bescheißt den Staat, und damit uns alle und sich selbst, wo es geht. Hier nehm ich mir ein bischen mehr als mir zusteht, da darfs auch noch etwas mehr sein und dort sowieso, die anderen machens ja auch nicht anders.
    Jeder zeigt mit Fingern auf andere. Der tuts und der und warum soll ich da zurückstehen.
    Und dann schreien zu anderer Gelegenheit wieder alle rum, von wegen scheiß Staat, scheiß Politik, scheiß Gesetze und schuld sind sowieso immer die anderen. Vorzugsweise diejenigen an deren Wahl man sich nicht beteiligt hat, weils Wetter zu schön war um wählen zu gehen oder Sportplatz und Kneipe wichtiger waren als Verantwortung zu übernehmen.

    Rücksichtslosigkeit und Egoismus sind die Ursache der schlimmsten Übel dieser Welt.
    Und diese beiden Eigenschaften sind in keinem Gesetz festgeschrieben.
     
  10. MacJester

    MacJester New Member

    Hi... ich stimme dir (maiden) und eman zu.

    Die Naturvölker haben ihre Riten und Regeln, die auch durchgesetzt werden. Natürlich kann man über deren Sinn&Unsinn diskutieren (zB. Thema Beschneidung von Frauen). Aber Fakt ist, das diese Völker sich auch wirklich an Ihre Regeln halten.

    Bei uns ist das anders. Es gibt eigentlich keinen Westler, der nicht schon irgendein Gesetz gebrochen hat, und danach nicht gesagt hat: "Was solls...". Das natürlich die Bandbreite extrem auseinander kluftet, ist klar.

    Aber wenn schon der Staat sich nicht an seine eigenden Gesetze hält (Sage nur: Koffergeld), bzw. die Mächtigen nur den kleinen Mann ausnehmen, dann kann das auf Dauer nicht gut gehen.

    Die Frage die sich stellt ist, warum manche Kulturen erfolgreicher waren, als andere. Für mich sind Kulturen, die seit Jahrtausenden bestehen um einiges erfolgreicher, als die kurzlebigen westlichen Versuche, eine "funktionierende" Kultur aufzubauen. Die Gefahr das zB. die Deutsche Demokratie in dieser Form zusammenbricht, ist bestimmt nicht extrem groß. Aber ich bezweifle, das sie mehrere Tausend Jahre durchhält. Immerhin steigt die Staatsverschuldung mit jeder Minute um ein Vielfaches. Allein die Zinsen die der Staat im Jahr bezahlt, gehen schon in die Milliarden.

    Und solange jeder nur in seine eigende Tasche wirtschaftet, geht das irgendwann bestimmt in die Hose.

    Naja...

    Greetz

    MacJester
     
  11. MacJester

    MacJester New Member

    Und das ist es, was mich an den "unzivilisierten" Naturvölkern vorallem in den unwirtlichen Ländern dieser Welt so faziniert.

    Ihre für uns unzumutbare Situation, zwingt diese Menschen geradezu gemeinsam zu Arbeiten. Sie haben schon früh gelernt, das man alleine ohne die Hilfe oder das Wissen anderer (wo zB. das nächste Wasserloch ist). Sie können sich solche "Ellenbogen" mentalitäten garnicht erlauben, weil sie sonst ziemliche Probleme bekommen.

    Bei uns ist das anders. Wir haben nen Nahrungsüberfluss, und selbst wenn wir Probleme mit unserer Familie haben, fängt uns der Staat auf. (auch wenn dieses Leben nicht sehr schön ist, welches aber kein Vergleich zu anderen Völkern der Welt ist, wo die Armut um einiges höher ist.) Ich persönlich würde ein Leben in einem Naturvolk nicht vorstellen können, weil es mir zu Hart währe. Auch wenn es sich viele Leute nicht eingestehen wollten - sie würden es auch nicht wollen.
     
  12. maiden

    maiden Lever duat us slav

    Ich weiß, es gehört eigentlich nicht in dieses Forum, liegt mir aber doch am Herzen, schon weil es in einem gewissen Zusammenhang mit dem hier diskutierten stehen mag.

    Sebastian Haffner - Geschichte eines Deutschen.

    Vielleicht eines der wichtigsten Bücher für uns.
     
  13. eman

    eman New Member

    @MacJester
    >Und solange jeder nur in seine eigende Tasche wirtschaftet, geht das irgendwann bestimmt in die Hose.
    (..schöner Satz ;-))

    >Für mich sind Kulturen, die seit Jahrtausenden bestehen um einiges erfolgreicher, als die kurzlebigen westlichen Versuche, eine "funktionierende" Kultur aufzubauen.

    Es ist interessant, dass Du von "kurzlebigen Versuchen" sprichst. Aber in der Tat, man vergisst ganz schnell wie jung unsere Gesellschaft ist. Mann hat das Gefühl, alles sei schon immer so gewesen. Wenn man allgemein von der abendländischen Kultur spricht, mag das fast stimmen. Aber unsere modernen Gesellschafts- und Wirtschaftssysteme sind jüngste Geschichte. Deutschland ist (in dieser Form) gerade mal etwas über 10 Jahre alt. Und vor 50 Jahren sah es hier noch ganz anders aus....
    Trotzdem hat man das Gefühl, unsere Art des Zusammenlebens und die Form des Warenaustausches sei auf "natürliche" Weise gewachsen und demnach die folgerichtige und einzig mögliche Alternative. Das liegt zum einen daran, dass wir eine Vorstellung von Märkten, Geld und Geschäfte aus dem Mittelalter oder Altertum haben. Ebenso eine Vorstellung von Demokratie im alten Griechenland (oder jünger: in den USA). Zum anderen machen wir uns einfach nicht bewußt, dass die globale Marktwirtschaft mit seinen Börsen und Weltfinanzen genau so ein "Experiment" ist wie etwa der Sozialismus. Mit dem Unterschied, dass diese Theorie zu funktionieren scheint (aber Geschichte wird ja immer von den Siegern geschrieben...).
    Der eigentliche Hauptunterschied zu den damaligen Gesellschaftsstrukturen ist der, dass das Leben früher in einem anderen kulturellen Kontext stand. So bildete im Mittelalter das Leben, Arbeiten, Broterwerb, Familie eine Einheit und stand eng im religiösen Zusammenhang. Nicht, dass ich der großartig religiöse Typ wäre, aber die Ökonomie hatte zumindest einen Überbau und Rahmen.
    Heute besteht die Ökonomie der Ökonomie willen und erschafft seine Begründung täglich selbst. Ein Bauer ist kein Bauer mehr, sondern ein Betriebswirt, der heute locker das tausendfache produziert und den täglichen Marktschwankungen unterworfen ist. Er produziert nicht mehr für die Abnehmer, sondern für den Preis am Markt.
    Das ist der Überbau, den wir heute haben. Er nennt sich Profit. Dieser Überbau ist auch gleichzeitig die einzige Regel, die wir noch befolgen müssen. Daher werden auch andere kleine Regeln gebrochen. Alles muss profitabel sein, auch die Nation gegenüber anderen Nationen. So lange es dem Profit dient, wird alles hingenommen. So hat z.B. die Bahn nicht mehr die gesellschaftliche Verpflichtung Leute zu transportieren, sondern profitabel zu arbeiten. Niemanden wundert es, wenn Autos auf eine bestimmte Lebensdauer hin gebaut werden, logisch, Profit, es müssen ja neue verkauft werden. Niemanden wundert es, dass es immer noch keine Bug-freie Software gibt, logisch, es bedarf ja der Updates, usw.
    Wer aber macht denn nun Profit? Also ich nicht. Und sind wir doch mal ehrlich, wer in diesem Forum hat ein Konto, dessen Haben-Zustand ständig steigt? Was ist mit den dahinsiechenden Nemax und Nasdaq? Mit der kleinen Depression in den USA? Wenn niemand wirklich Profit macht, ist denn dann nicht alles völlig sinnfrei?
     

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