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hat jm die karikaturen?

Dieses Thema im Forum "Small Talk" wurde erstellt von goaconmactor, 5. Februar 2006.

  1. maiden

    maiden Lever duat us slav

    Vielleicht sollte man endlich mal damit aufhören, die Menschen und Verhältnisse in arabischen oder allgemein muslimisch geprägten Ländern, immer nach unseren Maßstäben zu beurteilen. Das genau haben diese Menschen dort nämlich längst satt. Die ständige Bevormundung weil die Gesellschaft dort nicht nach unseren Vorstellungen funktioniert.

    Mit diesen depperten Karrikaturen, wo ein Heiliger einer Religion als Bombenleger verhohnepiepelt wird, sind nicht so harmlos wie man hier nach, wieder mal unseren Maßstäben, urteilt.

    Sie sind eine Beleidigung für jeden Moslem, ob er nun mit schwachsinnigen Einpeitschern, Unterstützern oder Befürwortern eines Terrorismus oder Terroristen selbst sympatisiert, oder nur friedlich sein Leben lebt und ansonsten anderen Kulturen gegenüber aufgeschlossen und freundlich gesinnt ist. Muslim zu sein ist nämlich, und das scheinen manche hier in unserer ach so aufgeklärten Gesellschaft immer gerne zu vergessen, nicht grundsätzlich gleichbedeutend mit Rückständigkeit, Engstirnigkeit, Intoleranz oder Feindseligkeit. Gerade der Koran verbietet es, so zu denken und zu handeln. Daß man vielen Menschen in diesen Ländern aber Bildungsmöglichkeiten vorenthält, ist ihnen nicht zum Vorwurf zu machen. Daß viele dieser Menschen instrumentalisiert werden, ist gerade für uns Deutsche wohl keine so unbekannte Erfahrung, oder?

    Die Verärgerung der islamischen Welt über diese unnötigen und dummen Beleidigungen des Propheten, der im Übrigen mit den Bombenlegern von Al Quaida bis religiösen Einpeitschern nur so viel gemein hat, daß sie sich unberechtigterweise auf ihn berufen, sind berechtigt. Proteste sind berechtigt. Die Gewalt ist es nicht, ist aber natürlich logische und vorhersehbare Folge. Und hier kann man durchaus die Frage in den Raumstellen, wer mehr Engstirnigkeit bewiesen hat.

    Muß es sein, daß man pauschal alle Muslime dieser Welt mit derartigen Beleidigungen verärgert? Ich will nur ein Beispiel nennen. Ein ehemaliger Arbeitskollege, der aus dem Iran stammt und hier mit seinen aus dem Iran und anderen arabischen Ländern stammenden Freunden in Ruhe und Frieden mit uns zusammenlebt, der zu jedermann freundlich und aufgeschlossen ist, der niemals mit den Verrückten einer iranischen Regierung sympatisiert, fühlt sich gedehmütigt und beleidigt. Als gläubiger Muslim wird er durch den Koran dazu angehalten, anderen Kulturen und Religionen gegenüber tolerant zu sein, ihre religiösen Führer oder ihre Heiligen nicht zu beleidigen. Und nun muß er erleben, wie man auf seinen religiösen Gefühlen herumtrampelt und ihn und alle anderen Muslims mit Bombenbastlern und Terroristen in einen Topf schmeißt.

    Ich schätze mal, daß keiner hier beurteilen kann, welche Gefühle das auslöst. Pressefreiheit hin oder her.

    Wenn es darum geht, diese Eselei mit den Karrikaturen zu verteidigen, sind wir allemal schnell bereit unsere Pressefreiheit zu loben und zu rühmen. Aber erstens gibt es keine Freiheit ohne Grenzen und zweitens wird auch in anderen Bereichen, die Pressefreiheit beschnitten, etwa wenn es darum geht, radikal rechte Gesinnung zu verbreiten. Zensur findet jeden Tag schon in den Redaktionsräumen statt. Und wir sind gerne bereit, das zu akzeptieren, ja, wir merken davon oft noch nicht einmal etwas.

    Aber muß die Pressefreiheit über die religiösen Gefühle anderer Menschen gestellt werden nur um Auflage zu machen oder eine Provokation in die Welt zu entlassen?

    HIer noch ein Text aus http://www.bilkinfo.de/nachrichten/mohammed-karikaturen.html

    Fakt ist: "Jyllands Posten" hat die 12 Karikaturen publiziert. Fakt ist auch, dass den Muslimen die bildliche Darstellung sowohl des Propheten Mohammed, als auch Gottes nicht erlaubt ist. (Interessant ist hier der historische Hintergrund: Mohammed wollte vermeiden, dass Götzenbilder von ihm angebetet werden.) Gläubige Muslime werden sich von solchen Werken allerdings beleidigt fühlen. Es waren allerdings wiederum keine Muslime, die publizierten. Einige Islamisten wollen diese Regel aber gerne auch auf Nicht-Muslime anwenden.

    Fakt ist weiterhin, ...(wegen zu viel Text gekürzt)... bildet sich eine Meinung und gut ist.

    Dass nun in Gegenden dieser Welt, die bisher nicht durch Pflege der Pressefreiheit, aber mehr durch undemokratische, unreflektierte Unterordnung unter die Scharia auffielen, solche Karikaturen gerne von Hetzern als Anlass genommen werden, ihr extremistisches Süppchen zu kochen, kann nicht überraschen.
     
  2. maiden

    maiden Lever duat us slav

    Den Hetzern in unseren Breiten kann das nur Recht sein. Sie wiederum finden in dieser überflüssigen Diskussion genug Argumente gegen den Islam an sich und alle seiner Anhänger, die nach ihrer Meinung im zivilisierten Europa sowieso eigentlich nichts zu suchen haben. Und wenn sie schonmal hier sind, haben sie sich unseren Werten anzupassen. Kurzfassung: "Haltet die Klappe!". In der Version der dänischen Redakteure: "Ihr habt selbst dann die Klappe zu halten, wenn wir Euch beleidigen, wie es uns passt!" So einfach ist die Geschichte aber nicht. Schauen wir uns das doch mal genauer an:

    "Jyllands Posten" - Vorkämpfer für die Pressefreiheit?

    "Jyllands Posten", Marktführer nach Auflage in Dänemark, gilt als eher konservativ-nationale Zeitung, weniger als Medium, dass sich als Vorkämpfer für interkulturelle oder interreligiöse Dialoge versteht. Die Optik ist seriöser als unsere beliebte Zeitung mit den vier Buchstaben, aber die Meinungsführerschaft ähnlich.

    Die Redaktion hatte im September 2005 eine auflagensteigernde Idee einer Qualität, die man von Boulevardblättern gewohnt ist: Man wollte mal einfach so probieren, was in der schlimmen dänischen Muslim-Szene eigentlich passiert, wenn Karikaturen von Mohammed in der Zeitung stehen. Man fragte einige Karikaturisten, 12 sagten zu. Die Werke sprechen teilweise für sich und sind nicht alle schmeichelhaft für das auftraggebende Blatt.

    Was passierte? Ganz einfach: Nichts. Muslime, die schon lange in Westeuropa leben, sind im Alltag etwa so muslimisch wie die Mehrheit der Christen christlich: Eher wenig. Man darf getrost davon ausgehen, dass die Aktion "Jyllands Posten" von ihnen gar nicht wahrgenommen wurde. Kluge Menschen lesen was anderes. Erst auf Nachfragen wurde der Verband der Muslime in Dänemark wach und protestierte bei Redaktion und Regierung, ohne dass irgendjemand offiziell reagiert hätte. Das wars fürs erste.

    Darin lag der nächste Fehler: In Dänemark nahm niemand die Kritik der Muslime ernst. Selbst eine Forderung nach einem Gesprächstermin für mehreren Botschaftern islamischer Länder wurde mit Hinweis auf die Pressefreiheit abgebügelt. Dies wiederum führte zum energischen Protest etlicher erfahrener pensionierter Diplomaten. Die Regierung Rasmussen knickte erst ein, als der Boykott dänischer Produkte in der islamischen Welt anlief. Hätte man nicht vorher miteinander reden können?

    Die Zeit hat die Geschehnisse in Dänemark zusammengefasst.

    Damit die Provokation nicht mangels provozierter Menschen verpuffte, fragte die Redaktion mal eben bei einigen muslimischen Organisationen nach, was die denn so davon hielten. Nunja. Wer fragt, kriegt auch ne Antwort. Jetzt erst konnten alle interessierten Beteiligten die Suppe so richtig ans Kochen bringen.

    Den Rest erledigte der dänische Imam Ahmed Abu Laban. Er stellte ein Dossier über die wachsende Fremdenfeindlichkeit in Dänemark zusammen (was ohne die fraglichen Karikaturen auch kein Problem gewesen wäre) und begab sich mit einer Delegation auf Rundreise durch mehrere arabische Länder.

    Die Delegation ergänzte die Sammlung noch um drei Karikaturen unklarer Quelle (die nicht gedruckt worden waren), und machten vor allem damit Stimmung auf der arabischen Halbinsel. Diese drei Werke allerdings waren geeignet, jedermanns Gefühle zu beleidigen. Es war billiger Müll auf "Stürmer"-Niveau.

    Dass dieses Meisterwerk der "Jyllands Posten" jetzt als journalistisches Bravourstück im Rahmen der Solidarität gegen vermeintliche oder tatsächliche Angriffe gegen die Pressefreiheit verteidigt wird, ist eher peinlich. Kofi Annan sagte sehr richtig, zur Redefreiheit gehörten auch Verantwortung und Urteilsvermögen. Dies scheint bei "Jyllands Posten" nicht bekannt zu sein.

    (Schon am 27.10.2005 hat Hannes Gamillschag hat eine tiefergehende Zusammenfassung und Analyse der Ereignisse in der Frankfurter Rundschau geliefert. Da war noch relative Ruhe im Karton...)

    Wohlgemerkt: Der Auftrag lautete nicht, sich kritisch karikierend mit dem Islam auseinanderzusetzen, sondern im Kontext der konservativen, tendenziell fremdenfeindlichen dänischen Politik den Protest der Muslime zu provozieren, aufgehängt an der Person des Propheten Mohammed. Die satirische Auseinandersetzung mit der politischen Situation im nahen Osten oder die Rolle des Islams wäre kaum ein Problem gewesen. Die Kunst der Karikatur ist in arabischen Ländern bekannt und verbreitet. Auch Extremisten und Terroristen sind regelmässig im Visier der Künstler. Hagalil hat im September 2005 eine nette Sammlung samt Quellen zusammengetragen. Einige Werke seien hier der dänischen Kollektion gegenübergestellt.

    Eins ist völlig klar: "Jyllands Posten" hat bewusst und gewollt die Lunte am Pulverfass angezündet. Es war eine Provokation um der Provokation willen. Jetzt ist das Fass explodiert, und die Täter wundern sich, wie ihnen die Kontrolle darüber entgleiten konnte.

    Selbstverständlich sind die Ausschreitungen in den arabischen Ländern zu verurteilen. Aber wieder einmal gilt: Es sind fanatisierte Minderheiten, die so reagieren. Leider bekommen sie dort den Freiraum, der ihnen in Europa zu Recht verwehrt wird. (Nebenbei: Für etliche Muslime ist auch das ein Grund, lieber hier zu leben.) Natürlich sollten wir unsere Rede- und Pressefreiheit angemessen verteidigen! Als erster Schritt wäre vielleicht eine bessere Ausbildung von Boulevard-Journalisten geeignet.

    Eigentlich erleben wir eine Diskussion, die europäische und arabische Rassisten und Extremisten unter sich führen sollten. In einer Gummizelle. Unbewaffnet. So funktioniert unsere globalisierte Welt aber leider nicht.
     
  3. fiorentino

    fiorentino New Member

    Das Problem ist nur, dass Rassisten und Extremisten keine Diskussionen führen wollen, eben weil sie Rassisten und Extremisten sind...
     
  4. Kamikaze_Bleistift

    Kamikaze_Bleistift New Member

    Lustig. Aber dass von uns erwartet wird, dass wir all unsere Handlungen nach ihren Maßstäben beurteilen und uns dauernd nach ausrichten, dass muss man von uns erwarten?
    Wer von denen kümmert sich um meine Empfindungen als überzeugter, gläubiger Demokrat, wenn im großen Stile diese Karikaturen für demagogische Zwecke missbraucht werden? Wer von denen kümmert sich um die religiösen Empfindungen von Juden oder den Emotionen von Amerikanern oder Dänen, wenn in deren staatlichen Fernsehen, gegen sie gehetzt wird, im großem Stile deren Flaggen auf öffentlicher Straße verbrannt werden und zum Mord aufgerufen wird? Wer von denen respektiert die Emotionen der Christen, wenn mit der dänischen Flagge auch ein ur-christliches Symbol in Flammen aufgeht? Wer von denen kümmert sich um unsere Emotionen? Sie sind groß darin, Rücksicht und Toleranz zu fordern. Aber wann geben sie sie selbst? Öffentlich? Gut wahrnehmbar?

    Wo sind die Moslems, die gegen die Ausschreitungen, den fast tagtäglichen Bombenterror im Irak im Namen Allahs auf die Strasse gehen und öffentlich gegen genau das demonstrieren, was die Ängste der Europäer so schürt? Wo sind die Demonstrationen gegen antisemitische, antiamerikanische und anti-europäische Karikaturen und Meinungsäußerungen der Gegenseite, die zum Teil vom staatlichen Fernsehen in den jeweiligen Ländern verbreitet werden? Wo? Es mag sein, dass es sie gibt, aber dann wird es spätestens jetzt Zeit, einmal Farbe dafür zu bekennen, in genauso beeindruckenden Demonstrationen gegen die alltäglichen Terrorakte im Irak, gegen die alltäglichen Repressalien gegen andersdenkende in Iran, in Pakistan oder gegen die Ehrenmorde, die sogar hier im Deutschland stattfinden.
    Die so vielgescholtenen Karikaturen (so schlecht sie zum Teil waren), haben doch zum Teil nur das zu Papier gebracht, was einem Teil der europäischen Bevölkerung aus der Seele spricht: die Angst vor einer zunehmenden Radikalisierung des Islam, der unsere Kultur, unsere Werte und unsere Freiheiten in Frage stellt. Und wenn ich mir ansehe, was die Reaktionen waren, bleibt mein Fazit dazu: sie waren in der Hinsicht mehr als treffend!
    http://www.thereligionofpeace.com/

    Sind wir denn gerade auf dem besten Weg zurück in die Geisteshaltung des Mittelalters? Toleranz und Rücksicht kann in meinen Augen nur fordern, wer auch selbst bereit ist, diese entgegenzubringen. Und Toleranz den westlich, freiheitlichen Werten - zu der auch die Meinungsfreiheit gehört - gegenüber, die vermisse ich leider derzeit von der Gegenseite!
     
  5. Kamikaze_Bleistift

    Kamikaze_Bleistift New Member

    Stimmt, wie man an Adolfinedschads Aufruf zu einem Karikaturen Wettbewerb über den Holocaust wunderbar sehen konnte. 1a!

    Minderheiten??
    Minderheiten, die den jetztigen Präsidenten im Iran gewählt haben?
    Minderheiten, die von der Polizei in Syrien nicht zu stoppen waren? Wenn Minderheiten eine derartige Macht über die Mehrheiten haben, dann gute Nacht!
     
  6. Schaumberger

    Schaumberger Wurschthaut, alte

    Bei allem Verständnis für deine Meinung, der Link ist Dreck!
    Was für ne Sch... Seite!! :kotz:
    So eine Propaganda Compilation findest du nun wirklich für jede erdenkliche Geisteshaltung.
     
  7. Malcolm_X

    Malcolm_X New Member

  8. pewe2000

    pewe2000 New Member

    Stimme Kamikaze_Bleistift vollinhaltlich zu.

    Vernünftig, ohne Polemik geschrieben. Ja, das würde ich gerne auch mal sehen, wie eine große Mehrheit in einem arabischen Land gegen den Terror gegen Andersdenkende demonstriert.
     
  9. Lucky S

    Lucky S New Member

  10. pewe2000

    pewe2000 New Member

    Was die Götter angeht und einiges andere, finde ich es okay. Allerdings gefällt mir seine Einstellung zur Fuchsjagd nicht. Da ist er auch befangen und es gelingt ihm nicht, über den Tellerrand zu schauen.
     
  11. MacBelwinds

    MacBelwinds New Member

    Dieses angebliche "Bilderverbot", das es explizit nur im Judentum gibt, und das in einzelne Gruppen im Christentum und im Islam eingesickert ist, kann doch nicht als Rechtfertigung für inszenierten Terror dienen. Da muss ich Maiden deutlich widersprechen, der hier ein gewisses Verständnis für islamistische Gewaltausbrüche zu wecken versucht.

    Nebenbei bemerkt finde ich es eigenartig, dass im interreligiösen "Dialog" (der ja sowieso eine Einbahnstraße unsererseits ist) immer die "Menschlichkeit" Mohammeds gegenüber der christlicherseits vertretenen Göttlichkeit Christi betont und damit dem Christentum abgesprochen wird, streng monotheistisch zu sein. Aber in diesem Karikaturenstreit zeigt sich, dass Mohammed im Islam eben doch kein gewöhnlicher "Mensch" ist.
     
  12. funkjunk

    funkjunk New Member

    Diese ganze Geschichte wird doch nur von den Medien hochgejubelt...
    Die Muslime werden weiter ihr ding durchziehen, die Leute die Wize über Muslime machen werden auch weiter ihr Ding durchziehen und die Leute die jetzt rumflennen werden auch bei der nächsten Gelegeneit wegen was ganz anerem rumflennen.
    Fuck that shit, wasn leidiges Thema.
     

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