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Scheffel 2.0

Dieses Thema im Forum "Small Talk" wurde erstellt von Simonster, 7. April 2005.

  1. Simonster

    Simonster New Member

    Hallo Leute,

    wir fragen uns hier grad auf Arbeit was eigentlich ein Scheffel ist?

    Drauf gekommen sind wir wegen des deutschen Sprichwortes

    "Sein Licht nicht unter den Scheffel stellen"


    Was bitte ist der Scheffel? Weiß das jemand?

    Danke und Gruss Simon
     
  2. maiden

    maiden Lever duat us slav

    Scheffel wurde am 16.2.1826 in Karlsruhe geboren. Er studierte von 1843 bis 1847 Jura in München, Heidelberg und Berlin. Er arbeitete bis 1853 im Staatsdienst, dann unternahm er Reisen als freier Schriftsteller und Maler. Von 1857-1859 war er Bibliothekar in Donaueschingen, 1863 in Meersburg bei Freiherr von Laßberg und dem Großherzog von Sachsen-Weimar auf der Wartburg. 1865 wurde er sächsischer Hofrat. Ab 1872 lebte er krank auf der Mettnau. Scheffel starb am 9.4.1886 in Karlsruhe.
     
  3. maiden

    maiden Lever duat us slav

    Scheffel und scheffeln

    Was ein Scheffel genau ist, können zwar die wenigsten Leute sagen, aber fast alle wissen, dass man kein Licht darunter stellen soll. Das kommt von der bekannten Redensart her: Man soll sein Licht nicht unter den Scheffel stellen. Das heisst, man soll nicht zu bescheiden sein, soll seine Verdienste und Leistungen nicht aus Bescheidenheit verbergen. Nur in dieser Redensart ist das Wort «Scheffel» im Sprachgebrauch noch lebendig. Anderweitig wird «Scheffel» nicht mehr verwendet. Natürlich ist nicht einfach das Wort ausser Gebrauch gekommen, sondern vor allem auch die damit bezeichnete Sache. Ein Scheffel ist ein altes Hohlmass unterschiedlicher Grösse für Getreide, ein hölzernes Gefäss mit einem Volumen zwischen 5 und 250 Litern, das als Mass für Getreide diente. Dass eine Masseinheit mit unterschiedlicher Grösse verwendet wird, ist übrigens in früheren Zeiten durchaus nichts Ungewöhnliches, so merkwürdig das uns auch in unserem nach DIN- und QS-Massstäben durchnormierten Zeitalter vorkommen mag. Masse wurden lange für einzelne Gebiete festgelegt, was über den gesamten deutschen Sprachraum hinweg zu einer Vielfalt regional abweichender Festlegungen geführt hat. Eine überregionale Systematisierung von Hohlmassen und Gewichten findet erst im 19. und zum Teil im 20. Jahrhundert statt. «Scheffel» ist eine Weiterbildung des Wortes «Schaff», das Gefäss bedeutet, teilweise auch Regal, Schrank. Es könnte eine Verkleinerungsform dieses Wortes sein. Die Herkunft des Wortes «Schaff» ist unklar. Weil es wie eine Ableitung vom Verb «schaffen» aussieht, ist es teilweise daraus hergeleitet worden. Diese Herleitung von «schaffen», das neben der Form «schaffen - schuf - geschaffen» auch die Form «schöpfte - geschöpft» entwickelt hatte, lässt sich aber nicht belegen. Das Wort war aber keineswegs im ganzen deutschen Sprachraum geläufig. Es gehört zu den Wörtern, die an einzelnen Druckorten der Luther-Bibel ersetzt wurden. In Bibeln aus Köln, Bonn, Schwaben, Basel und Zürich finden wir im 16. Jahrhundert unter anderem die folgenden Wörter für «Scheffel»:
    malter, sechter, metze, sümerin/symmerin, sester, simmer, viertel.
    Die Zürcher Zwingli-Bibel verwendete «fierteyl», «vierteyl», das später «Viertel» geschrieben wird. Sie hielt bis ins 19. Jahrhundert am «Viertel» fest, in der Ausgabe von 1828 wurde es noch verwendet. Danach übernimmt auch die Zürcher Bibel das lutherische «Scheffel», gemäss dem im Vorwort einer älteren Zwingli-Bibel beschriebenen Grundsatz: «die ganze Schreibart nach sichern Regeln, und nach dem nun einmal in ganz Deutschland angenommenen Sprachgebrauche, einzurichten.» Selbst im neueren Sprachgebrauch, der Scheffel längst nicht mehr als Mass kennt, ist das Wort durch die Redensart fest verankert. Mitte der Siebzigerjahre führte die Evangelische Kirche in Deutschland eine Revision der lutherschen Bibelübersetzung durch. Der Luther-Text wurde behutsam revidiert, Änderungen sollten nur vorgenommen werden bei falschen Wiedergaben des Urtexts oder wenn der Luther-Text für den durchschnittlichen Bibellehrer nicht mehr ohne weiteres verständlich sei. Im Rahmen dieser Revision wurde «Scheffel» durch «Eimer» ersetzt. Eine Änderung, die zusammen mit einigen anderen Überarbeitungen heftigen Anstoss erregte. Die Kritik führte schliesslich zur Überarbeitung des revidierten Texts, bei der der «Scheffel» immer noch nicht das Licht verdeckt, aber wieder an seinen alten Platz kam. Wenn auch die genaue Herkunft des Wortes «Scheffel» unklar ist, so steht andererseits fest, dass das Verb «scheffeln» von «Scheffel» abgeleitet ist. Heute bedeutet «scheffeln» etwas in seinen Besitz bringen und anhäufen. Im 17. Jahrhundert wurde es noch ganz konkret landwirtschaftlich verwendet: Das Getreide scheffelt dieses Jahr wohl. In dem betreffenden Jahr bringt das Getreide viele oder grosse Körner, füllt also viele Scheffel. Ein Hausbuch für Ackerleute von 1640 weist darauf hin: «So dorret auch das erste Getreidicht hernachmals sehr ein, dass es um Weihnachten so wol nicht scheffeln kann, als es in der Erndte oder bald hernach scheffelt.» Wer heute scheffelt, füllt keine Getreidemasse mehr, sondern eher Konten, Depots oder irgendwelche Fonds.

    Der Bund, Ausgabe vom 18. Juli 2001
     
  4. maiden

    maiden Lever duat us slav

    sonst noch Fragen?
     
  5. Simonster

    Simonster New Member

    Interessant… und man stellt also sein Licht unter den Herrn Scheffel? :confused:
     
  6. danilatore

    danilatore Moderatore Mitarbeiter

  7. Produo

    Produo New Member

    @maiden

    ausführliche Erläuterung:)

    Hohlmass - Scheffel:

    preußischer Scheffel = 54,962 l, bayrischer = 222,357 l und sächsischer = 103,829 l:cool:
     
  8. turik

    turik New Member

    Wir, die Scheffs – und Grufti kann das bestätigen – werden oft und natürlich zu Unrecht von Mitarbeitenden als Trottel hingestellt.

    Und daher ist es naheliegend, wie man einen Scheff bezeichnet, der ein Trottel ist.
     

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