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Chancengleichheit im Bidungswesen?

Dieses Thema im Forum "Small Talk" wurde erstellt von Macziege, 15. März 2005.

  1. Macziege

    Macziege New Member

    Kann man das noch unter dem Titel Chancengleichheit sehen? Offensichtlich ist es damit wohl nicht so ganz ernst gemeint! Fällt das nicht auch unter Diskriminierung, wenn sich einige für ihre Kinder eine bessere Bildung kaufen können, Kinder Anderer, die sich das aber nicht leisten können, sich mit den offensichtlich schlechteren Bildungsangeboten begnügen müssen?
     
  2. zwanzigtausend

    zwanzigtausend Hell froze over

    Ist das so? Wo steht das?
     
  3. maiden

    maiden Lever duat us slav

    Kann man das noch unter dem Titel Chancengleichheit sehen? Offensichtlich ist es damit wohl nicht so ganz ernst gemeint! Fällt das nicht auch unter Diskriminierung, wenn sich einige ein besseres Auto kaufen können, Andere, die sich das aber nicht leisten können, sich mit den offensichtlich schlechteren Angeboten begnügen müssen?
     
  4. ab

    ab New Member

    Vielleicht sollte man alle öffentlichen Schulen in Privatschulen umwandeln.
    ab
     
  5. Macziege

    Macziege New Member

    Wer Bildung für unsere Kinder mit Sachwerten wie Autos auf eine Stufe stellt, hat die Bedeutsamkeit für die Zukunft der Betroffenen wohl noch nicht so richtig Verstanden.
     
  6. Singer

    Singer Active Member

    Es wird in unserem Land niemandem verwehrt, sich bestmöglich auszubilden. Es scheitert keinesfalls am Geld, wenn jemand einen Schulabschluß erzielen möchte. Man kann auch bei niedrigem Einkommen dafür sorgen, daß die eigenen Kinder pünktlich zum Unterricht erscheinen, ihre Hausaufgaben machen und ihre Vokabeln lernen.

    Ich bin kein Lehrer, aber in meiner Familie und in meinem Freundeskreis gibt es derer viele an unterschiedlichen Schulformen. Da höre ich folgendes:

    Kinder sind in ihrer Schulbildung nicht benachteiligt, wenn es in ihrer Familie an Geld mangelt, sondern dann, wenn sich ihre Eltern nicht genug um sie kümmern.

    [VERALLGEMEINERUNG]
    Und das ist besonders in sozial schwachen Bevölkerungsschichten der Fall.
    [/VERALLGEMEINERUNG]

    Echte Chancengleichheit gibt es nicht, weil jede Biographie unterschiedlich ist. Und wenn Du aus einem verantwortungslosen Elternhaus kommst, hast Du die Arschkarte gezogen.

    Übrigens ist auch z. B. das Abitur einer staatlichen Schule als Eintrittskarte für ein Hochschulstudium nicht weniger tauglich, als das einer Privatschule - noch dazu, wo immer mehr Bundesländer das Zentral-Abitur einführen. So eine Eintrittskarte bekommst Du auch ohne Geld.

    Geld kann allerdings hilfreich sein. Ich denke da an meine eigenen Mathematik-Nachhilfestunden, die ich bei einem Klassenkameraden meines älteren Bruders genommen habe. Die haben natürlich Geld gekostet.
    Und wenn Eltern die Wahl haben, ihre Kinder auf eine bestimmte Schule zu schicken, an der es weniger Problemfälle gibt - wenige solcher reichen, um eine ganze Klasse in ihrer Lernfähigkeit zu behindern und in ihrer Entwicklung zu stören -, dann werden sie das tun. Würde ich nicht anders machen.
     
  7. Convenant

    Convenant Haarfestiger

    Natürlich ist das Einkommen der Eltern von entscheidender Bedeutung für die Ausbildung der Kinder. Unter anderem auch deshalb, weil der Bildungsgrad der Eltern recht eng mit ihrem Einkommen verknüpft ist. Aber auch das entsprechende Umfeld der finanziell schlechter gestellten Klassen bietet keine großen Lernanreize. Lehrbücher kosten Geld, Nachhilfe kostet Geld, Computer kosten Geld, Bildung kostet Geld.
     
  8. Macziege

    Macziege New Member

    Zugegeben, solche Eltern wie hier geschildert, gibt es. Aber können wir uns erlauben, deshalb den Kindern nicht wenigstens eine Chance zu geben, eine Chance die den Namen auch verdient? Die Kinder können sich ihre Eltern nicht aussuchen. Soll man sich deshalb Generationen von Asozialen heranziehen?
     
  9. Macziege

    Macziege New Member

    Klar, kostet das alles Geld. Es wird ja auch viel bereitgestellt. Die Frage, ob das vorhandene immer richtig eingesetzt wird, muss aber in diesem Zusammenhang auch erlaubt sein.
     
  10. zwanzigtausend

    zwanzigtausend Hell froze over

    Das stimmt natürlich alles.

    Macziege postulierte aber in seinem Eingangsposting,
    dass die Aufnahme in eine Privatschule (= besseres Bildungsangebot) geldbeutelabhängig ("die sich das nicht leisten können") sei und somit das Prinzip der Chancengleichheit in Frage stehe.

    Ob diese These stimmt, wage ich zu bezweifeln. Private Schulen müssen - wenn sie das überhaupt tun - nach den jeweiligen landesrechtlichen Vorgaben ein "sozial verträgliches" Schulgeld erheben. Meist gibt es hundertprozentige Förderungsmöglichkeiten für sozial Benachteiligte. Chancengleichheit ist da gewahrt.

    Dass das natürlich nicht heißt, dass jeder der auf eine Privatschule möchte, automatisch auch angenommen werden muss und nichts zahlen muss, ist klar.

    Dass Kinder aus sozial bessergestellten Familien statistisch häufiger auf Privatschulen gehen ist nichts Neues. Sozial bessergestellte Kinder machen auch häufiger Abitur und studieren häufiger.

    Wo dann Studiengebühren hinführen werden ist m. E. klar.
     
  11. donald105

    donald105 New Member

    Was ich von den studiengebühren halten soll, weiß ich auch noch nicht so recht.
    Einerseits finde ich sie berechtigt: was kostet, wird auch wert geschätzt, bildung kostet, und warum sollte man sich als nutznießer nicht an diesen kosten frühzeitig beteiligen.
    Und manchem endlosstudenten wird's irgendwann vielleicht doch zu teuer.
    Was aber die idee betrifft, mit hilfe der gebühren die studienzeiten zu verkürzen: daran glaub ich nicht.
    Meine eltern konnten mein studium nicht voll finanzieren, und so habe ich gleichzeitig gearbeitet. Schicht- und wochenend-arbeit, später auch tageweise in agenturen und verlagen.
    Dadurch verlängerte sich natürlich das studium: wer tagsüber arbeitet, kann nicht gleichzeitig in die hochschule.
    Wenn ich auch noch studiengebühren hätte finanzieren müssen, hätte ich noch mehr arbeiten müssen, ergo weniger per woche studieren, dafür aber länger.
    Betrachtet man das ganze vor dem enger gewordenen arbeitsmarkt, wird klar wer verliert: derjenige, der ein studium finanziell nicht durchhält.
     
  12. lwc

    lwc New Member

    Ich frage mal ganz ketzerisch:

    Ist denn die Chancengleichheit überhaupt (staatlicherseits) gewollt?
    Lohnt es sich in Bildung zu investieren?
    Lohnt es sich in Kinder "zu investieren"?
    Wer hat mehr Zeit für seine Kinder (nur Beispiele!)
    - der Arbeitslose?
    - der Selbstständige /Ich-AGler
    - die bis 20 Uhr arbeitende, alleinerziehende Mutter?
    - der Beschäftigte bei Walter-Bau
    Ist die Bildungshoheit auf Landesebene zeitgemäß?

    und, und, und .........
     
  13. Singer

    Singer Active Member

    Die Schule kann die Erziehung im Elternhaus nicht ersetzen oder deren Defizite wettmachen. Das könnten vielleicht Internate.

    Institutionell - nicht aber de facto - bekommt jedes Kind die gleichen Chancen, es erkennt sie aber nicht in ihrer Tragweite, da es ein Kind ist:

    Heute verfluche ich mich, daß ich nicht zu Schulzeiten anständig Französisch, besseres Latein und ein wenig Griechisch gelernt habe. Als Kind war mir das alles einfach nur lästig, aber das Angebot seitens der Bildungseinrichtung war vorhanden, und zwar kostenlos.

    Inwieweit kann oder darf oder soll eine Bildungseinrichtung Zwang auf Zöglinge zu deren eigenem Besten oder Druck auf deren Eltern ausüben?

    Von der Schule aus bekommt ein Kind seine Chancen. Die Eltern müssen zusehen, daß es sie wahrnimmt.

    Ein anderes Kapitel ist außerschulische Bildung von Kindern, zum Beispiel: Sport in einem Verein -> kostet Geld.

    Anschaffung und Erlernen eines Musikinstruments -> kostet Geld.
     
  14. Macziege

    Macziege New Member

    Zumindest behaupten das doch bestimmte Politikerkreise.
     
  15. neumi

    neumi New Member

    wir haben mit dieser entscheidung noch 2-3 jahre zeit – bekannte haben ihre tochter gerade für eine privatschule angemeldet, kostenpunkt 300€/monat (o-kommentar "der kindergarten hat das gleiche gekostet").

    ich persönlich würde meinen sohn gerne in einer montessori-schule sehen; kommt finanziell wohl auf's gleiche raus. isses mir aber allemal wert, ihm dieses unsägliche "wurscht, ob's du verstanden hast, hauptsache morgen kannst du's auswendig"-prinzip der staatlichen schulen zu ersparen.
     
  16. Macziege

    Macziege New Member

    Finde ich persönlich ja ganz prima. Aber wie würde es aussehen, wenn du zwei oder drei Kinder oder mehr hättest?
     
  17. Singer

    Singer Active Member

    Staatlicherseits zumindest ideologisch gewollt, das würde ich behaupten. In den rot oder rot-grün-regierten Bundesländern wurde jahrzehntelang massiv die Gesamtschule propagiert und durchgesetzt, eben mit dem Argument der Chancengleichheit.

    Daß es sich lohne, in Bildung zu investieren, wird tagtäglich gepredigt: Fortbildung, lebenslanges Lernen, private Bildungsinstitute zum Erlangen von qualifizierenden Abschlüssen. Den über fünf Millionen Arbeitslosen steht ein mangelndes Angebot an hochqualifizierten Arbeitskräften gegenüber - abscheuliches Stichwort "Computerinder".
     
  18. lwc

    lwc New Member

    Das sollte man bitte nicht verallgemeinern.
    Es gibt viele engagierte Lehrer, Rektoren die gute und schlechte Tage haben (wie wir alle). Sie können aber nicht Lehrer, Elternersatz und Sozialpädagoge sein.
     
  19. derschwabe

    derschwabe New Member

    Was mir bis heute verschlossen geblieben ist, warum die Gesamtschule zur Chancengleichheit beitragen soll. Ich denke, dass man hier wie so oft Chancengleichheit mit Gleichmacherei verwechselt hat.
     
  20. akiem

    akiem New Member

    wo soll denn da die chancengleichheit sein?

    mehr als 1,5 millionen kinder und jugendliche in deutschland wachsen in familien auf, die mit der hälfte des durchschnitteinkommens auskommen müssen. die kinderarmut in deutschland hat sich seit 1989 verdoppelt und liegt zur zeit bei ca. 12 % (schnitt ost und west zusammengenommen).

    deutschland bekommt es nichtmal fertig, dass diese kinder und jugendliche ordentlich ernährt werden. wie sollen diese kinder dann eine angemessene ausbildung schaffen?
    der zug ist längst abgefahren was die vergangenen pisastudien der letzten jahre deutlich zeigen. deutschland hat nun mal weltweit mit die die blödesten jugendliche und dümmsten studenten. da müssen wir mit leben.
     

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