1. Liebe Forumsgemeinde,

    aufgrund der Bestimmungen, die sich aus der DSGVO ergeben, müssten umfangreiche Anpassungen am Forum vorgenommen werden, die sich für uns nicht wirtschaftlich abbilden lassen. Daher haben wir uns entschlossen, das Forum in seiner aktuellen Form zu archivieren und online bereit zu stellen, jedoch keine Neuanmeldungen oder neuen Kommentare mehr zuzulassen. So ist sichergestellt, dass das gesammelte Wissen nicht verloren geht, und wir die Seite dennoch DSGVO-konform zur Verfügung stellen können.
    Dies wird in den nächsten Tagen umgesetzt.

    Wir danken allen, die sich in den letzten Jahren für Hilfesuchende und auch für das Forum selbst engagiert haben.

Ich fand Angie klasse!

Dieses Thema im Forum "Small Talk" wurde erstellt von SteSu, 5. September 2005.

  1. SteSu

    SteSu New Member

    Und die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.

    Eine Wohlfahrtssteigerung ist für den Erhalt des sozialen Friedens zwingend nötig. Dieser ist nur durch Transfers möglich. Das große Geheimnis der Arbeitslosigkeit z.B. ist nämlich, das es sie immer geben wird. Das sagen die Politker - egal welcher Partei - nur dem Wahlvieh nicht. Somit wird es immer nötig sein, Transfers leisten zu können. Und im diesem Sinne sollten wir alle Angie wünschen mit ihren Maßnahmen Erfolg zu haben.

    Ich vermisse einfach im Sinne des dringend benötigten - von MMF bereits zitierten - Rucks durch die Gesellschaft ein Grundmaß an Solidarität in der Sache. Rot/Grün hatte die Chance und will nicht mehr. Soll Angie es versuchen, ich sehe im Moment keine Alternative.
     
  2. graphitto

    graphitto Wanderer

    Das sicher nicht. Das schafft nicht mal Frau Merkel.

    Was mich an der Frau und ihrem Programm am meisten stört sind zwei Dinge:
    a) das ständige Gerede vom ach so armen Deutschland, dem es ja so schlecht geht,

    b) die unlogische Kurzdenke, gerade in wirtschaftlichen Fragen. Wenn Lohnnebenkosten um 1%/Angestellter gesenkt werden, dann werden automatisch mehr Leute eingestellt?

    Was mich an allen Beteiligten stört, ist die Ideenlosigkeit angesichts der Wirtschaftsentwicklung der letzten Jahr(zehnt)e. Da werden, nicht nur bei der Deutschen Bank, jedes Jahr Tausende entlassen um die Gewinnmargen zu erhöhen, und unsere Parteien versprechen rundrum eine Senkung der Arbeitslosenzahlen.

    Ob mal einer auf die Idee kommt, wenigstens darüber nachzudenken, welchen Lebensinhalt man 6 oder auch 7 Millionen Arbeitslosen geben kann, wenn Arbeit nicht in Frage kommt?

    gruß
     
  3. graphitto

    graphitto Wanderer

    Sorry SteSu, nix gegen deine schwarze Seele, aber mit welchen Maßnahmen soll sie denn welchen Erfolg haben?

    Welchen Erfolg wird eine erhöhte Mehrwertsteuer haben?
    Welchen Erfolg wird eine Senkung der Lohnnebenkosten um 1% pro Angestellten haben?
    Welchen Erfolg wird ein Steuersystem mit einem Spitzensteuersatz von 25% haben?

    Usw. usw.

    gruß
     
  4. Jana_aus_Berlin

    Jana_aus_Berlin New Member


    Wolfgang Engler: "Bürger, ohne Arbeit"
    AUFBAU-VERLAG 2005
    EUR 19,90

    Inhalt: Wirtschafts- und Sozialethik in Zeiten der Globalisierung
    Vollbeschäftigung ist eine Utopie, die "Sachzwänge" des "freien Marktes" verschärfen soziale Konflikte. Wolfgang Englers Kritik an der Herrschaft der Wirtschaft über alle anderen gesellschaftlichen Sphären und der Selbstentmachtung der Politik mündet in den Appell an die Bürger, das Ideal einer Gesellschaft selbstbestimmter Menschen nicht preiszugeben.

    Im Zeitalter der dritten industriellen Revolution ist die Vorstellung, jeder könne ein Leben auf Erwerbsarbeit aufbauen, anachronistisch geworden. Die Rezepte neoliberaler Ökonomen und Politiker - Einfrieren der Löhne und Gehälter, expandierende Arbeitszeit, Mobilmachung der arbeitsfähigen Bevölkerung, geringere Sozialleistungen bei Teilprivatisierung der Sozialsysteme - weisen keinen Ausweg aus der Krise. Im Gegenteil, die wachsende Diskrepanz zwischen Produktivität, Wachstum und Beschäftigung zehrt die kulturelle Mitgift des Kapitalismus auf: Zukunftsorientierung, Gemeinsinn, Arbeitsethos über die Klassenschranken hinweg schwinden.
    Auch ohne Arbeit oder weiterführende Ausbildung die Existenz zu sichern und die persönliche Würde zu wahren wird für immer mehr Menschen zur wichtigsten Überlebenstechnik. Die Befugnis und die Macht zur Umkehr liegen nicht bei einer Elite, sondern beim Willen aller einzelnen, für ihre Bürgerrechte zu kämpfen. Der Umsturz der vom Staat sanktionierten Wirtschaftsgesellschaft beginnt mit der Wiederentdeckung der eigenen Urteilskraft als Keimzelle des Politischen.
     
  5. SteSu

    SteSu New Member

    Nun, wie ich in meinem Eingans-Posting erwähnt habe, ist Politik und politische Ausrichtung nur ein kleiner Aspekt des Lebens. Von einer Sympathie den »Schwarzen« gegenüber gleich auf eine schwarze Seele zu schließen, scheint mir doch ziemlich mit Kanonen auf Spatzen geschossen. Ähm, Amseln natürlich oder Raben, die sind ja schwarz ...
     
  6. Macmacfriend

    Macmacfriend Active Member

    Sehr guter Einwand! Das Geld, dass zum Umverteilen erst mal verdient werden muss, kann nur durch Arbeit verdient werden. Aber die wird immer weniger und die noch vorhandene Arbeit wird auf immer weniger Schultern geladen. Der Rest "lebt" mit Hartz IV".

    Und die Ideenlosigkeit, zur Steigerung der Rentabilität Mitarbeiter zu entlassen, ist schon grenzenlos. Das könnte jede Putzfrau. Was fehlt, sind wirkliche Ideen, Innovationen und Visionen für neue und bessere Produkte und Dienstleistungen.

    Womit wir bei der verkorksten Bildungs- und Forschungspolitik der letzten Jahrzehnte wären, die sich jetzt rächt.

    Wie man sieht: ein hübscher Teufelskreis ...
     
  7. graphitto

    graphitto Wanderer

    Feine Sache so ein Buch. Und wer macht das jetzt zur Pflichtlektüre für alle Deutschen? ;)

    gruß
     
  8. maiden

    maiden Lever duat us slav

    und ich freue mich auf noch weitere Witze dieser Art.
     
  9. macixus

    macixus Hofrat & Traktorist

    Wie wär's mit morgens fischen, mittags kritisieren und abends jagen? :teufel:

    Warum sollte nicht auch Arbeit in Frage kommen? Im Dienstleistungssektor werden jede Menge Arbeitskräfte benötigt. Das vorhandene Bürokratiedickicht zwischen Hartz und Niedriglohnsektor verhindert aber, dass sich Arbeit auch für "(aus)bildungsferne Schichten" rechnet.

    Daneben ist die längst überfällige Entkopplung von Arbeitslohn und Beiträgen für Rente und Gesundheit ein weites Feld, dem sich abzeichnenden Bankrott unseres Sozialsystems zu entgehen.
     
  10. Macmacfriend

    Macmacfriend Active Member

    Stimmt, hinter mancher schwarzen Seele steckt ein rotes Herz. :klimper:
     
  11. graphitto

    graphitto Wanderer

    Sorry, so war das nicht gemeint. Bleiben wir also bei der Sympathie für die schwarzen Vögel. ;)

    gruß
     
  12. oli2000

    oli2000 Rest-Optimist

    Verstehe ich nicht. Abgewählt wird die SPD vom Wahlvieh, der großen Masse der Unzufriedenen, nicht von den zahlenmäßig wenigen Besservedienenden.

    Das will ich sehen. Zufällig habe ich keine drei Kinder. OK, Pech für mich. Dann werfe ich mal die 25 % Einkommenssteuer für alle in den Raum, die Gesundheits-Kopfpauschale, die kapitalgedeckte Altersvorsorge, was ist daran sozial? Von der Mehrwertsteuer will ich gar nicht erst reden.
     
  13. graphitto

    graphitto Wanderer

    Ja der Dienstleistungsektor. Hierzu mal ein Beispiel. Aktuelle Marktstudien zur Zukunft des Callcenter-Marktes in Deutschland geben den jetzt noch stark verbreiteten Outbound(Verkaufs)-Callcentern recht wenige Chancen, noch lange zu überleben. Dagegen werden im Inbound-Bereich, vor allem für technische Hotlines, Banken, Versicherungen etc., in den nächsten Jahren zunehmend Leute gebraucht. Allerdings eben keine schlechtausgebildeten, unterbezahlten Billiglöhner, sondern Fachkräfte, die gleichzeitig auch noch Kommunikationsprofis sind.
    Womit wir wieder beim Thema Bildung/Weiterbildung und den entsprechenden Versäumnissen der letzten Jahrzehnte sind.

    gruß
     
  14. SteSu

    SteSu New Member

    Nenne mir Alternativen die Arbeitplätze »sichern« oder »schaffen«, die die Standortbedingungen für Investoren/Investitionen verbessern, die Steuergerechtigkeit und Systremvereinfachungen bringen.

    All Deine obigen Anmerkungen kann man je nach Standpunkt vom Tisch fegen, genau so wie meine. Das wissen wir beide. »Klein-Klein-Gehaue« a la Eichel/Kirchhoff erspare ich uns hier. Wir können ja dann trefflich während der Ural-Wanderung diskutieren.

    Fakt ist, Rot/Grün hatte die Verantwortung und den Gestaltungsspielraum. Ich kann nicht erkennen, dass sie den zum Wohle aller genuzt haben. Nun wollen sie nicht mehr, siehe u.a. Bütikofer´s Oppositionsgedanken i.d. heutigen Tagespresse. Was also nun? Nenne mir eine Alternative zu Angie.
     
  15. macixus

    macixus Hofrat & Traktorist

    Was verstehst du daran nicht, wenn ich davon rede, dass die Umverteilung von unten nach oben nichts mehr ist als eine stramme Behauptung derjenigen der Arbeiterklasse, die schon oben sind? Mit dem Stimmvieh hat das nur insofern zu tun, dass es das Stimmvieh zunehmend auch merkt.

    Zu Kirchhof und dir:

    Für dich wären 10.000 € steuerfrei, bei 15.000 € beglückst du den Staat (also uns alle) mit 15% Steuerlast, bei 20 Mille 20% und bei 25 Mille 25%. So einfach? Ja, so einfach könnte es sein. Aber du weißt ja - die Gartenzwerge...

    Zur Kopfpauschale und Altervorsorge: was wäre denn für dich "sozial"? Ein staatliches Vollkaskosystem? Und wer finanziert das?
     
  16. graphitto

    graphitto Wanderer

    Die Alternative wäre eine Politik, die den hier lebenden Menschen eine Perspektive gibt. Nur leider gibt es keine Partei, die eine solche Politik vertritt.

    Das Rot-Grün selbst bei einem Wahlsieg in der gleichen Misere stecken würde, wie vor dem abgekarteten Spiel "Mißtraust du mir, mißtrau ich dir" ist ohnehin klar. Aber deswegen CDU wählen?

    gruß
     
  17. macixus fragt: "Zur Kopfpauschale und Altervorsorge: was wäre denn für dich "sozial"? Ein staatliches Vollkaskosystem? Und wer finanziert das?"

    Kannst du doch finanzieren. Du bist du reich.
     
  18. graphitto

    graphitto Wanderer

    Und wie gehts weiter? Bei 50 Mille? Bei 100 Mille?
    Das ist es doch, das hier der größte Teil der Steuerlast wieder auf die kleinen Gehälter entfällt. Sehr sozial das alles.

    gruß
     
  19. maccie

    maccie New Member

    Es ist doch immer wieder die gleiche Leier der neoliberalen "Wirschaftsweisen". Die Kausalkette "Die Gewinne von heute sind die Investitionen von morgen und die Arbeitsplätze von übermorgen" ist längst widerlegt. Gewinne werden bei nachlassender Massenkaufkraft nicht in mehr Produktion, sondern in mehr Rationalisierung investiert. Weil eben Gewinne privat sind und auch bitte schön bleiben sollen, muss der "Arbeiter-Angestellte" eben damit leben, dass zum "Volkswohle" sein Arbeitsplatz ersatzlos gestrichen wird. Die damit anfallenden Kosten werden der Allgemeinheit (dem Staat. Steuerzahler) aufgebürdet, so dass die Staatsverschuldung steigt.
    Ein Ausweg aus diesem Dilemma kann nur die Besteuerung der "Besserverdienenden" sein, Vermögensteuer her, das ist ein Teil zur Finanzierung neuer Arbeitsplätze auch in öffentlichen Sektor. Kapitalflucht ins Auslad muss unterbunden werden, Steuerhinterziehung härter angegangen werden.
     
  20. In gewisser Weise will die Christliche Sozialistische Union ja praktizierenden Sozialismus: alle sollen gemeinsam ärmer werden.

    Dem Vorredner kann ich mich nur anschliessen: Unternehmensgewinne schaffen Arbeitsplätze. Falsch. War früher mal.

    Unternehmensgewinne führen zu Entlassungen. Richtig. Wird praktiziert seit den 90er Jahren.
     

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