1. Liebe Forumsgemeinde,

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Mal was anderes

Dieses Thema im Forum "Small Talk" wurde erstellt von noah666, 24. November 2002.

  1. macixus

    macixus Hofrat & Traktorist

    Risk, das Niveau auf dem Gymnasium ist doch längst auf dem von dir befürchteten Stand. Ich habe beruflich viel mit Abiturienten und "Studierten" zu tun und sage dir lieber mal nicht, was die so an mündlichen und schriftlichen Leistungen liefern...(Teilweise kann man es ja auch sehr schön hier verfolgen).

    Trotzdem verstehe ich die Eltern, ihre Kinder "durch's Gymnasium zu bringen", koste es, was es wolle - an Geld, an Nerven, an "Leid" der geeigneteren MitschülerInnen.
     
  2. Baerbel

    Baerbel New Member

    Immerhin dachte ich bis jetzt, mit meiner Einstellung allein auf weiter Flur zustehen, weil auch in Hessen ist es nicht anders, und der auf einem Elternabend sagt " Das gehört doch hier jetzt nicht hin ", hat keinen leichten Stand. Aber Gemeinsamkeit macht stark.
    Barbara.
     
  3. Philoman

    Philoman New Member

    Könnten wir die Erdbevölkerung in ein Dorf von nur 100 Einwohnern schrumpfen, wo alle existierenden menschlichen Verhältnisse die gleichen wären, so würde es wie folgt aussehen:

    Es gäbe:

    57 Asiaten
    21 Europäer
    14 von der westlichen Hemisphäre, sowohl Süd als auch Nord
    8 Afrikaner

    52 wären weiblich
    48 wären männlich

    30 weißer Hautfarbe
    70 anderer Hautfarbe

    30 wären Christen
    70 gehörten einer anderen Religion an

    89 wären Heterosexuell
    11 wären Homosexuell

    6 Personen würden 59% des gesamten Vermögens auf der ganzen Welt besitzen und alle 6 wären aus den USA.

    80 würden in einem unterdurchschnittlichen Haus wohnen

    70 wären unfähig zu lesen

    50 würden an Unterernährung leiden

    1 würde nahe dem Tod und 1 nahe der Geburt sein

    1 (nur 1) hätte einen Hochschulabschluss

    1 wäre Besitzer eines Computers

    Erst wenn die Welt von dieser verdichteten Perspektive betrachtet wird, kann die erhebliche Notwendigkeit für Akzeptanz, Verständnis und Weiterbildung für uns ersichtlich werden.

    mfg philo
     
  4. macixus

    macixus Hofrat & Traktorist

    >Eine großangelegte Schulreform analog zu der der Bildungreform durch Wilhelm von Humbold 1810/1812 könnte vielleicht etwas nützen, jedoch gibt es dafür weder Geld noch Befürworter. Vielleicht müssen wir erst wieder ein neues Jena und Auerstedt erleben bevor wir Deutschen uns von unseren Wirtschaftwunder-Lorbeeren erheben und anfangen zu denken.<

    Das "Jena und Auerstedt" erleben wir doch gerade. Kannst du jeden Tag in den Nachrichten verfolgen beim Stichwort "Schlusslicht Europas" in fast jeder Beziehung.

    Und die Bildungsmisere ist doch nicht das einzige Problem - dazu kommt unsere Vergreisung und der Konkurs des Sozialsystems.

    Bis jetzt sind wir allerings noch dabei, mit den Fingern auf den anderen zu zeigen "Verschon mein Haus, zünd andere an". Aber lange wird das nicht mehr ausreichen.

    P.S. Schon gemerkt, wie viele von den "Forumsniveau-Klagern" hier wieder mitmischen? ;-)
     
  5. noah666

    noah666 New Member

    Uns diese Perspektive zu geben ist sicherlich eine gute Idee. Doch frage ich mich, ob es in diesem Dorf so viel besser wäre, wenn statt des Einen mit Hochschulabschluss nun 30 gäbe die einen solchen Abschluss vorweisen könnten, wobei das Niveau dieses Abschlusses, spricht die Anstrengungen um diesen Abschluss zu erreichen, um ein vielfaches Geringer wären.

    "Die Gesammtintelligenz auf unserer Erde bleibt, über die Jahrhunderte gesehen gleich, lediglich die Bevölkerungszahl erhöht sich"

    Ich denke es wäre ein Fehler die die Studiengänge zu vereinfachen um mehr Akademiker "heranzuzüchten".
    Um bei dem Beispiel deines Dorfes zu bleiben.

    Besser lassen wir dem Einen seinen Hochschulabschluss und bringen dafür den 70 Leuten Lesen und Schreiben bei und versuchen dann ihnen zu vermitteln, wie man für die 50 Leute genug zu essen anbaut und für die 80 ein ordentliches Haus.

    mfg Noah
     
  6. macixus

    macixus Hofrat & Traktorist

    Richtig.

    Richtig ist aber auch, dass mir das Hemd näher als die Jacke ist. Meine Kinder können die Probleme des Regenwaldes rauf und runter beten, aber wehe, du fragst sie, wo Neubrandenburg ist oder der Titisee...
     
  7. noah666

    noah666 New Member

    Stimmt, jetzt wo du es erwähnst vermisse ich doch einige derer die sich so lautstark über das fehlende Niveau im Forum beklagt hatten.
    Ich will jetzt einfach mal annehmen, das eben diese Personen nun zufrieden im Sesseln sitzen, mit dem Bewusstsein, dass ihre Klagen etwas bewirkt haben ;-)

    Gute Nacht.

    mfg Noah
     
  8. graphitto

    graphitto Wanderer

    Hallo,
    zu dem Thema geb ich meinen Senf doch gerne zu.

    Mein eigener Bildungsweg verlief hauptsächlich über zwei Schienen. Die erste hieß Allgemeinbildende Polytechnische Oberschule (in der DDR kurz POS genannt), die zweite Selbststudium bis heute. Das Abi zu machen wurde mir 1979 vom hiesigen Stadtschulrat verweigert. Aber das ist eine andere Geschichte.

    Ich habe vor zwei Jahren für ein Jahr lang einen Freizeit-Computerkurs in einem Jugendzentrum geleitet. 24 Jugendliche von 11 bis 16 Jahren aus den unterschiedlichsten Schichten, eine arbeitslose Mutter tauchte jeden Monat bei mir auf um sich für die unpünktliche Kurs-Geld-Zahlung zu entschuldigen, den Vater vom Arzt-Sohn hab ich nie kennengelernt.

    Erschrocken war ich allerdings über den Umstand, das die Jungs zwar 80 Zeilen Programmcode fließend und fehlerfrei abtippen konnten, aber sobald sie den (deutschen) Text einer Programmeldung eingeben sollten, in drei Zeilen fünf Rechtschreibfehler machten.
    Auf meine Nachfrage, was sie denn im Deutschunterricht täten, erfuhr ich, daß sie (allesamt Schüler eines Gymnasiums mit wissenschaftlich-technischer Ausrichtung) Deutsch als Fach abgewählt hatten. Ich war so perplex, das sich die Jungs nun wiederum fragten, warum ich es nicht, ebenso wie sie, für selbstverständlich halte, das ein Schüler an einem deutschem Gymnasium Deutsch als Fach abwählen kann.
    Ja, ich weiß, das es in den 11./12. Klassen im Deutschunterricht mehr um Literatur als um Rechtschreibung geht, aber auch in diesen Klassenstufen werden Aufsätze geschrieben und u.a. auch die Rechtschreibung bewertet. Oder bin ich da schon wieder hinterm Mond?

    Der nächste Schock kam, als ich in einer Mediengestalter-Ausbildung für junge Erwachsene (20-25 Jahre) für drei Monate Quark und Acrobat unterrichtete. Diese Leute waren nur zehn Jahre älter als meine Computerkurs-Jungs. Für den Stand der jeweiligen Allgemeinbildung bedeuteten diese 10 Jahre allerdings zwei Welten. Während die Mediengestalter, trotz (oder wegen?) teilweiser DDR-Schule wenigstens noch wußten, wer Gustav Heinemann war, hielten die gesamtdeutsch ausgebildeten Gymnasiasten Ludwig Erhard für einen Komiker von früher.
    Die später veröffentlichte Pisa-Studie hat mich nicht mehr schocken können.

    Ich will es immer noch nicht glauben, aber ich frage mich mehr und mehr, ob dieses Bildungssystem nicht doch das ist, was mir meine DDR-Lehrer immer weismachen wollten, nichts anderes als der integrale Bestandteil einer großen Verdummungsmaschinerie?

    gruß
     
  9. macixus

    macixus Hofrat & Traktorist

    Deine Beobachtungen beim Bildungsniveau decken sich mit den meinen (weiter oben schon mal gesagt, aber nicht weniger erschreckend).

    >Verdummungsmaschinerie?<
    Könnte ich sogar zustimmen, wenn man Verdummungsmaschinerie als den Glauben definiert, jedes Kind sei gleich begabt und intelligent.

    Wenn du allerdings damit einen "Masterplan" vermutest, die Menschen dumm zu halten oder zu machen, ist das Quatsch.
     
  10. Philoman

    Philoman New Member

    Du hast mich genau Verstanden.

    Man sollte mindestens Lesen, Rechnen und Schreiben können.
    Für die jenigen die mehr Interesse haben zu studieren sollte man fördern.

    Die betohnung liegt auf Interesse!!

    mfg philo
     
  11. Rotweinfreund

    Rotweinfreund + Jevers Liebhaber

    ....wenigstens die eine Lücke konnte doch hoffentlich geschlossen werden??
     
  12. macixus

    macixus Hofrat & Traktorist

    Und ob! Bei dem Bärenführer! :)
     
  13. graphitto

    graphitto Wanderer

    Ich bin nicht der Harlequin. Ich vermute auch keinen Masterplan, aber sehr wohl ein Bildungssystem, das sich heute noch an Humboldts Reform orientiert, und zwar merkt, das es längst überholt ist (siehe Begabtenförderung), aber nicht in der Lage ist, notwendige Reformen aus sich selbst heraus durchzuführen, geschweige denn, sie überhaupt als Idee zu denken.

    gruß
     
  14. macixus

    macixus Hofrat & Traktorist

    Ich meine, Humboldts Ideale haben unverändert Gültigkeit - sofern man sie an unsere Wirklichkeit anpasst. Und da fangen die Probleme an: 16 Kultusministerien, die eifersüchtig darüber wachen, ihre "Zuständigkeit" in Bildungsfragen ja nicht zu verlieren (ist eh die einzige, die sie noch haben).

    Aus sich selbst wird da keiner Reformen durchführen oder nur solche, die für "sein" Land gelten und schon haben wir 16 Reförmchen...

    "Jena und Auerstedt" täte hier wirklich sehr gut.

    P.S. Sehr große Erleichterung, dass ich es nicht mit noch einem Harlequin zu tun habe. Das Original kostet mich eh genug Resthaare ;-)
     
  15. graphitto

    graphitto Wanderer

    100% Zustimmung. (auch fürs p.s.)
    Leider warten alle auf Jena und Auerstedt und kein Napoleon weit und breit... Manchmal bereu ichs, und manchmal freu ich mich, meinem ersten Berufswunsch »Lehrer« nicht gefolgt zu sein. Ich würd so gern mal dreinschlagen in diese Bürokratie. »Jedem seinen Weg« wäre mein Ansatzpunkt und dann losgelaufen. Die Steine muß sich sowieso jeder selbst aus dem Weg räumen. Da helfen auch 16 Kultusminister nichts.

    gruß

    p.s.: Webmail geht wieder. Und was macht die Gutschrift?
     
  16. maniac

    maniac New Member

    Für meinen geschmack geht das ein bischen zu weit. ich finde zwar, das das niveau der hauptschulen sich in den letzten jahrzehnten eindeutig verschlechtert hat  man nehme die tatsache, dass realschulabschluss und abi immer beliebter werden, da die mittlere reife der hauptschule immer stärkerem wertverfall erliegt  aber ich würde nicht sagen, dass jedem "Penner" in deutschland das abi geschenkt wird. PISA hin oder her. Ich als fast abiturient der momentan in der 13.1 ist kann diese ganze pisa-sache nicht mehr hören. unseren lehrern geht es genauso.
    Sicherlich liegt beim deutschen bildungswesen einiges im argen, aber ich denke es ist noch lange nicht zu spät hier endlich die nötigen reformen durchzuführen. zudem denke ich nicht, dass deutschland deshalb "vor die hunde geht", weil hier nur ahnungslose studieren und später ihr unnwesen treiben. die universitäten selektieren da schon "natürlich" vor.

    gruss maniac
     
  17. macixus

    macixus Hofrat & Traktorist

    Ist laut Schreiben der Telekom-Versicherung (Axa) "in Arbeit". Jetzt kann es nur noch Jahre dauern...;-)
     
  18. graphitto

    graphitto Wanderer

    Da heißt es wohl, abwarten und....
    Rotwein trinken. ;-)

    gruß
     
  19. Rotweinfreund

    Rotweinfreund + Jevers Liebhaber

    Philosophie ohne Orthographie = geht das??
    In ernster Sorge um das Fachgebiet grüßt R.
     
  20. CChristian

    CChristian New Member

    >> Ich habe in meinem Semester insgesammt 14 Mitstudenten die nach ihrem Hauptschulabschluss und einer Berufsausbildung nun auch Architektur studieren. <<

    Dazu fällt mir noch folgendes ein:
    eine adäquate, realistische Berufsberatung!
    Wenn ich die gehabt hätte, hätte ich sicherlich nicht ein Architekturstudium begonnen, sondern hätte mich nach einer ertragreicheren Berufung umgeschaut. Die Formel Architekt=Viel Arbeit+wenig Geld stimmt gerade in der jetzigen wirtschaftlichen Lage nur allzu sehr.

    Ich merke es selbst: ohne ein klare Perspektive lässt sich teils recht schwer lernen. Und eine Perspektive sollte man auch in der Schule vermitteln, sonst läuft es immer nach dem Schema:
    Schüler: "Warum muss ich das denn wissen?"
    Mathelehrer: "Damit Du später was wirst."
    Schüler: "Toll!"

    Gruß
    CChristian
     

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