1. Liebe Forumsgemeinde,

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Was für ein mieses Jahr...

Dieses Thema im Forum "Small Talk" wurde erstellt von benjii, 30. Dezember 2002.

  1. Hape

    Hape New Member

    Leider kann ich die Zahlen nicht sofort hervorzaubern (bin auch nur ein winzig kleiner Kameramann !). Für mich ist diese Kohlesubvention auch nur ein Beispiel, wie mit viel Geld Arbeitsplätze erhalten werden für Produkte, die sonst in Deutschland nicht abzusetzen wären ...

    Ich habe den Untergang der DDR-Wirtschaft miterleben "dürfen" - dieses System hat wohl nicht funktioniert. Aber ob das der Bundesrepublik auf dauer besser ist, da habe ich im Moment so meine Zweifel ...

    Vielleicht findet sich ja jemand mit DER Idee - ich habe die Hoffnung noch nicht aufgegeben !

    Grüße Hape
     
  2. benjii

    benjii New Member

    >>schon, aber wer jammert, sollte sein Geld nicht in den Wind schießen oder verzocken.<<

    Da hast du definitiv Recht, maiden. Eine der größten Ursachen der aktuellen Misere sind ja die (sinnlos) verpulverten Milliarden, die sich in den vergangenen Jahren an den Börsen in Luft aufgelöst haben.

    Ich kenne viele in meinem Bekannten- und Freundeskreis, die mit den Zockereien am Neuen Markt und ähnlichen dubiosen Geschichten horrende Summen verloren haben. Deshalb muss da jetzt teilweise tüchtig gespart werden - ein Freund von mir hat deshalb etwa den (dringend benötigten) Umbau seines Hauses zurück gestellt. So viel vielleicht zur aktuellen Konsumzurückhaltung...

    Aber irgendwie war das ja klar, dass das so ausgehen musste. Ein Pyramiden-Spiel platzt eben irgendwann. Doch für Warnungen war da keiner mehr zugänglich - du musstest dich ja teilweise schon rechtfertigen, wenn du keine Aktien besessen hast. Schon seltsame Zeiten, die wir da erleben...
     
  3. Hape

    Hape New Member

    Laut dpa vom Oktober 2002 wurden im vergagenen Jahr 4,2 Milliarden Euro an staatlichen Hilfen durch die EU genemigt. Un das für noch 46100 unter Tage arbeitende Kumpel. Macht nach Adam Ries pro Kopf 91100 ¬ aus - ein stattliches Jahreseinkommen - oder ?

    >>... Ohne die Subventionen wäre die deutsche Steinkohle - wie die einiger anderer europäischer Länder auch - wegen der zumeist schwer zugänglichen Lagerstätten kaum wettbewerbsfähig. Auf den internationalen Märkten kostet eine Tonne Kohle derzeit rund 50 Euro. Eine in Deutschland geförderte Tonne kostet rund das Dreifache. Die seit Jahrzehnten gewährten Beihilfen sollen unter anderem bei der Deckung der Produktionskosten helfen. ... <<

    Hape
     
  4. grufti

    grufti New Member

    ja benji, ich kann deine düsteren Gedanken nur teilen.
    Bin ja in der Druckvorstufe und arbeite seit 25 Jahren überwiegend für Verlage.
    Vor 20 Jahren habe ich mit 65 Leuten weniger Buchseiten produziert als jetzt mit 15. Weggefallen sind die 20 Mio Zeichen im Monat, die früher nach den Manuskripten der Autoren "abgetippt" werden mussten.
    Weggefallen sind die manuelle Seitenmontage, die vielen Dunkelkammer-Arbeiten.
    Weggefallen ist die Belichtung auf 4 Belichtern in Doppelschicht.
    Weggefallen sind die ganzen Hilfskräfte.
    Hinzugekommen sind schnellere Rechner.
    Hinzugekommen ist Software, die ohne Berufsausbildung brauchbare Ergebnisse liefert.
    Weggefallen sind unzählige kleinere Verlage, die von Konzernen geschluckt wurden.
    Weggefallen sind allein in diesem Jahr 18 Kollegenbetriebe im Großraum Stuttgart.

    Wie kann diese Entwicklung gestoppt werden? Ich weiß es nicht. Alle Vorzeichen sprechen dafür, den Mitarbeiterstamm noch weiter reduzieren zu müssen.
    Das bringe ich nicht mehr über mich. Mache ich das, wäre ich ein sozialer Drecksack und könnte mich selber nicht mehr anschauen.
    Mache ich das nicht und alles geht schief, war ich ein verantwortungsloses Arschloch, das wenigstens 13 Arbeitsplätze noch hätte erhalten können.
     
  5. macixus

    macixus Hofrat & Traktorist

    Danke für diesen Blick auf die "gnadenlose" Praxis statt auf die graue oder rote Theorie...
     
  6. smilincat

    smilincat New Member

    @ Hape:
    Dies ist nur zum Teil richtig, die etwa 50.000 Beschaeftigten sind keineswegs nur Bergleute sondern die Gesamtzahl der Beschaeftigten des Staatsbetriebes Deutsche Steinkohle AG.
    Etwa ein Drittel des Arbeitnehmerbereichs ist auch "nur" mit der Schliessung und Sicherung der bereits stillgelegten oder in der Stillegung befindlichen Anlagen betraut.
    Abgesehen davon finde ich einen Anteil von 5Mrd am Gesamtsubventionsvolumen von 150Mrd ¬ gar nicht mal besonders hoch fuer einen in den letzten 20 Jahren komplett verschwundenen Hauptwirtschaftszweig zweier Bundeslaender.
    Ab 2005 sind es eh nur noch 2,8 Mrd.
    Ich denke eher, dass das Reizthema Kohlesubvention nur davon ablenkt dass Konzerne wie Daimler zweistellige Milliardenbetraege indirekt durch Steuererlaesse subventioniert bekommen (aber das sind ja Schwaben, die duerfen das).
    Bin mit der Streichung der Kohlesubvention einverstanden, wenn die Asozialen ihre Steuern bezahlen wie alle anderen auch.
    Ansonsten koennte man als Westfale bereuen sie nach dem Krieg nicht einfach erfrieren haben zu lassen...

    "alles zum Thema Kohlesubventionen bei eBay (powered by eBay)" :)
    (soviel zum googeln)

    cat
     
  7. grufti

    grufti New Member

    macixus, war immer schon schwierig, sozial verantwortungsvoll zu handeln und dabei das vertretbare "unternehmerische Risiko" einzugehen. Mir fehlt aber jetzt erstmals die Zuversicht, dass es noch Sinn machen soll, sich wieder mal durch eine schwierige Phase mit allen persönlichen Entbehrungen durchzuackern. Der kleine Hoffnungsschimmer, der bisher jedes Müdewerden auch ganz schnell wieder verdrängt hat.

    Aber ich beiß mich da schon durch. Habe noch nie aufgegeben. Ist jetzt halt nur eine schwarze Null in diesem Jahr geworden. Die roten Nullen sind viel beängstigender...

    Grüßle
     
  8. grufti

    grufti New Member

    >Bin mit der Streichung der Kohlesubvention einverstanden, wenn die Asozialen ihre Steuern bezahlen wie alle anderen auch.
    Ansonsten koennte man als Westfale bereuen sie nach dem Krieg nicht einfach erfrieren haben zu lassen...<

    cat, da hört bei mir das smilen auf!

    Selten, dass mir mal die Worte fehlen.

    grufti
     
  9. grufti

    grufti New Member

    ist schon wieder ok.
    Dank dir. Schon wieder vergessen.

    Gruß vom grufti,
    aus einem Land, wo Milch und Honig fließt...
    :)
     
  10. smilincat

    smilincat New Member

  11. smilincat

    smilincat New Member

    @ Grufti:
    Moechte mich hiermit in aller Form entschuldigen (soweit moeglich)
    Der Satz bezieht sich auf das ewige "NRW - Deutschlands Weh' "
    gejammere der schwaebischen Kollegen mit denen ich oft zusammenarbeite.
    Waehrend in Baden - Wuerttemberg, "dem Land wo Milch und Honig fliesst" (O-Ton einiger Schwaben) die Wahrscheinlichkeit einer Steuerpruefung 20 mal geringer ist als in NRW und der Daimler/AEG Konzern offiziell geduldet Steuern unterschlaegt gehen hier im Ruhrgebiet immer mehr Arbeiter vor die Hunde.
    Vielleicht verstehst Du ein wenig meine Wut.
    Aber jemanden erfrieren zu lassen liegt mir sicher fern.
    Tut mir ehrlich leid wenn ich Dich und andere damit verletzt haben sollte.

    cat
     
  12. maiden

    maiden Lever duat us slav

    stattlich geführt sind sie nicht aber 90 Prozent der Gewinne gehen an den Staat. Aber der Verlierer ist sein Geld los und da wundere ich mich halt immer, daß offenbar viele Leute ihr Geld so mirnichtsdirnichts verzocken können.
     
  13. maiden

    maiden Lever duat us slav

    << Danke für diesen Blick auf die "gnadenlose" Praxis statt auf die graue oder rote Theorie... >>

    und das reicht dann ja auch völlig
     
  14. Hape

    Hape New Member

    Es geht mir nicht um die Streichung der Kohlesubvention. Es kam mir nur als einfaches Beispiel in den Sinn, wie man mit sehr viel Geld einen Wirtschaftszweig am Leben erhält und Leute in Lohn und Brot.
    Das Daimler keine Steuern mehr zahlt ist ein Skandal und IBM und all die vielen anderen ... Deshalb ja der Wunsch nach mehr Verantwortungsgefühl der Konzerne für unsere Gesellschaft. Ich möchte mehr Porsche-Chefs die Stolz sind, die größten Steuerzahler zu sein. Wenn so auch andere große denken, dann ginge es den Städten sicher bald besser (München z.B.) und unserem Sozialen-Marktwirtschafts-Staat auch ... dies' mein bescheidener Wunsch für unsere Republik ...

    Hape
     
  15. smilincat

    smilincat New Member

    @ Hape:
    Ganz Deiner Meinung.
    Kann man die eigentlich nicht anzeigen?
    Der EU muesste dies durch die Wettbewerbsverzerrung doch auch ein Dorn im Auge sein.
    Herrlich naive Frage... :)

    cat
     
  16. Hape

    Hape New Member

    >>Der EU muesste dies durch die Wettbewerbsverzerrung doch auch ein Dorn im Auge sein.<<
    Ja, auf diesem Auge sind sie auch blind !

    Also Augen zu und durch ?

    Neee, Augen auf und durchgebissen !!!

    Mit den besten Wünschen für 2003 @alle
    Hape
     
  17. colonel panic

    colonel panic New Member

    >> Aber wer so viel Geld verzocken kann, dem tuts nicht wirklich weh, wenn er vom Staat etwas mehr in die Pflicht genommen wird<<

    Wird er doch auch beim Zocken. Nur indirekt. Oder war das eine Spielbank in Lichtenstein? ;-)

    (Oh, sehe gerade das Thema wurde schon abgehandelt. Also obigem bitte keine weitere Beachtung schenken)
     
  18. benjii

    benjii New Member

    grufti, ich war ein paar Tage weg, deshalb meine Antwort erst jetzt...

    Ja, du hast die Veränderungen, die die Branche durchmacht, sehr gut beschrieben.

    Weißt du, ich bin erst seit etwa zehn Jahren für Verlage tätig - aber seit dieser Zeit mache ich eigentlich nichts anderes, als immer größer werdende Lecks abzudichten und Wasser abzupumpen, um mal ein Bild aus der Seefahrt zu benutzen. Und dazu dann das dauernde "Mann über Bord"... Und die älteren Kollegen schwärmen mir immer vor, was für stolze Flaggschiffe das einst gewesen seien.

    Was mich an dieser Situation am meisten stört, sind die menschlichen Auswirkungen der Krise: Das Klima ist ätzend, aus purer Angst vor der Entlassung gönnt keiner dem anderen das Schwarze unter dem Fingernagel etc. Dazu dann dauernde "Umstrukturierungen" (ich kann dieses Wort nicht mehr hören!) und die windigen Opportunisten (Unternehmensberater!), die als einzige von dieser Situation profitieren.

    Dass du dir noch Gedanken um deine Leute machst, ehrt dich sehr, grufti. Ich kenne ehrlich gesagt nicht mehr sehr viele "Entscheidungsträger" in dieser Branche, die das tun. Ich wünsche dir auf alle Fälle das Beste - und dass es im neuen Jahr gut aufwärts geht bei dir!
     

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