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wo wollen wir hin?

Dieses Thema im Forum "Small Talk" wurde erstellt von maiden, 1. Februar 2003.

  1. maiden

    maiden Lever duat us slav

    es gibt Momente, da bin ich angesichts der Ereignisse derart niedergeschlagen, daß ich oft schon gar keine Lust mehr habe, auch nur über das Thema nachzudenken. Manchmal denke ich, man sollte keine Nachrichten mehr hören, keine Zeitungen mehr kaufen, kein Radio einschalten und nicht mehr in irgendwelche Foren schauen und alles verschwindet von allein. Es ist entmutigend, was gerade passiert.

    Was mich ankotzt ist, daß es zweier Irrer bedarf um die Welt aus den Angeln zu heben. Zwei Männer, die jeder für sich das Recht in Anspruch nehmen, den wahren Glauben, die wahre Rechtfertigung, die wahren Argumente zu haben und dem wahren Gott zu dienen. Der eine läßt Flugzeuge in Hochhäuser einschlagen, der andere ist Präsident jenes Landes in dem die Hochhäuser stehen. Zwei Männer, die eigentlich nur ein Staubkorn im Universum sind. Zwei Männer, die kommen und gehen. Zwei Männer über die man eigentlich kein Wort zu verlieren bräuchte. Aber diese beiden Männer heben die Welt aus den Angeln. Der eine in seinem Hass auf die Amerikaner und eine westliche "zivilisierte" Welt, deren Politik er als Ursache vieler Übel ansieht und damit sogar Recht hat. Der andere, der sich den Einsatz von Atomwaffen und Präventivschlägen vorbehält, wenn er mögliche Gefahren für sein gottgesegnetes Land und sein gottgesegnetes Volk vermutet.

    Was mich aber noch viel mehr ankotzt, sind Leute, die ständig und immer wiederkehrend von Gefahren reden, die sich erstens so nicht konkret darstellen und die zweitens nach der Logik eben dieser Leute eigentlich schon immer oder zumindest sehr lange bestanden, aber tatsächlich von niemandem als Gefahr empfunden wurden. Das sind Leute, die dauernd von möglichen Angriffen von Staaten wie Nordkorea oder Irak auf unsere Zivilisation und unsere Gesellschaften reden und dabei außer Acht lassen, daß solche Angriffe, wenn sie denn möglich sind, längst hätten stattfinden können und auch stattgefunden hätten, wenn ein Diktator aus Bagdad oder einer aus Nordkorea dies denn wollten. Aber diese Angriffe fanden bisher nicht statt und sie finden nicht statt. Schon deshalb nicht weil sie jeder Logik entbehren. Diese angebliche Gefahr wird auch bei eindringender Nachfrage aber nicht erklärt, sondern nur durch weitere diffuse Schreckensszenarien umschrieben.
    Diktatoren haben nun mal die unangenehme Eigenschaft, an der Macht bleiben zu wollen. Selbst ein dummer Diktator weiß, daß ein Angriff auf Amerika, Europa oder andere militärisch stärkere Staaten, die Vernichtung des eigenen Landes und der eigenen Macht zur Folge hätte.
    Saddam Hussein hat bereits 1991 über chemische Waffen verfügt. Wollte er also einen Angriff mit solchen Waffen auf Europa oder die USA führen und ginge man davon aus, daß er es jetzt noch könnte, hätte er es längst tun können. Die Bush-Administration und ihre Vasallen, sind aber die einzigen, die diese Behauptung beharrlich aufrechterhalten. Allerdings ist deren Argumentationskette von Ungereimtheiten, unbeantworteten Fragen, unbewiesenen Behauptungen, Verdrehungen, Täuschungen und Lügen durchsetzt. Aber Lügen und Täuschungen durchziehen das Leben des amerikanischen Präsidenten wie ein roter Faden. Seine privatwirtschaftlichen Aktivitäten sind von Pleiten und Mißerfolgen geprägt, seine politische Laufbahn von leeren Versprechungen, Lügen und, wenn man das als Erfolg werten will, - Todesurteilen. Da stellte er als Gouverner einen traurigen Rekord auf. Seine Präsidentschaft ist, wirtschaftlich betrachtet ein grandioser Mißerfolg. Die Art und Weise wie er zum Präsidenten der Vereinigten Staaten gemacht wurde, kann nur als Betrug und Beschiss bezeichnet werden. Stets hatte er in seinem Umfeld nützliche Helfer, die ihm aus prekären Situationen heraus wieder auf die Beine halfen, oder durch Wahlbetrug, Bestechung und demokratiefeindliche Manipulationen im Umfeld von Wahlen, seinen Wahlerfolg sichern halfen. Seine Geldgeber, seine Berater und seine Regierungsmannschaft, fast ausnahmslos aus den gleichen Personen bestehend, wissen wie sie sich Vorteile beschaffen. Die Geldgeber seines Wahlkampfes können sich seiner Dankbarkeit sicher sein. Polititsche Entscheidungen werden zu ihrem Vorteil gefällt.
    Diesem Mann also sollen wir vertrauen.

    Die jüngste Lüge am Dienstag in der Rede des amerikanischen Präsidenten an sein Volk, wo er wider besseres Wissen erneut die Behauptung von angeblichen Aluminiumzentrifugen des Irak zur Anreicherung von Uran aufrechterhielt. Eine Behauptung die bereits vor über einer Woche von den UN-Inspekteuren widerlegt wurde.

    Aber die nützlichen Idioten Washingtons entblöden sich nicht, diese und andere erwiesenermaßen falsche oder zumindest unbewiesenen Behauptungen unreflektiert zu übernehmen und fröhlich in die Welt hinauszuposaunen.
    Sie fragen nicht, ob ein Saddam Hussein überhaupt in der Lage ist, Angriffe auf uns durchzuführen. Sie fragen auch nicht, warum er dies jetzt plötzlich tun sollte. Sie hinterfragen nicht, ob die behaupteten Arsenale an chemischen oder biologischen Waffen überhaupt (noch) vorhanden und brauchbar sind. Sie fragen auch nicht warum, und vor allem - an wem die Inspektionen von 1991 bis 1998 scheiterten. Sie fragen auch nicht, warum man Saddam Hussein damals verschonte. Und sie interessieren sich auch nicht dafür, wer die Waffenlieferanten des Iraks waren, damit dieser in die Lage versetzt wurde, seine damaligen Taten zu verüben. Alle Fragen nach Beweisen und Gründen sind uninteressant, wenn sich aus einer Vermutung oder Behauptung nur im geringsten eine Bedrohung für uns ableiten läßt.

    Alleine die Tatsache, daß es MÖGLICHERWEISE eine Bedrohung durch Staaten wie Norkorea oder Irak geben KÖNNTE reicht den Befürwortern der amerikanischen Politik schon aus um konkrete Gefahren heraufzubeschwören. Dabei wird absichtlich oder aus Blindheit niemals die Frage gestellt, warum diese Staaten jetzt plötzlich eine solches Gefahrenpotential gegen uns richten sollten.

    Während die ganzen Jahre keine Rede von einer konkreten Gefahr von Irak oder Nordkorea für uns war, wird dieses Schreckgespenst jetzt plötzlich täglich aus der Mottenkiste geholt. Nach dem Motto, wenn man nur lange und oft genug darüber redet, wird schon etwas hängen bleiben, werden Schreckenszenarien an die Wand gemalt.
    Die Drohung mit Präventivschlägen und Atombomben signalisiert den nützlichen Idioten und verharmlosenden Schweigern, daß etwas furchtbar gefährliches im Busch hocken muß. Aber zum Nachdenken über das was hinter einer solchen Drohung steht und was ihre logische geschichtliche Folge sein wird, werden sie nicht angeregt.

    Wenn wir einer Politik, die die Maßstäbe über Gut und Böse nach Belieben selbst definiert und sich das vermeintliche Recht vorbehält, schon bei Verdacht oder Vermutung militärisch aktiv zu werden und sich Land, Macht und Rohstoffe zu sichern, dafür die Absolution erteilen, dann können wir diesen Planeten gleich in die Luft sprengen.
    Ein Staat der diesen Anspruch für sich erhebt und gleichzeitig über die größte Militärmacht der Welt verfügt, wird sich künftig erlauben, was er für richtig hält. Er wird, und das zeichnet sich bereits jetzt schon ab, nicht mehr fragen, ob er darf und er wird auch keine Gründe mehr liefern müssen oder wollen.

    Man muß sich schon an den Kopf greifen, wenn man sich vor Augen hält, daß die Regierung des mächtigsten Staates dieser Erde Werbeagenturen engagiert um der Weltöffentlichkeit ihre Sicht der Dinge zu vermitteln, die einen Krieg legalisieren soll. Es wird mit den Mitteln und der durchtriebenen Psychologie der Werbung für einen Krieg Stimmung gemacht und es wird mit diesen Mitteln Zwietracht unter die Zweifler gesäht. Überzeugen Argumente nicht, werden die abgefeimten Methoden der Werbung -die Strategien der Verdummung bemüht. Hier Gut dort Böse. Saddam Hussein - Diktator - Anthrax - chemische Waffen - UNO-Resolutionen - Verstoß - Gefahr - Krieg - Notwendigkeit. Eine einfache Denkkette. Die sich auch einfach verarbeiten läßt. Der Krieg als Massenkultur sitzt bereits so selbstverständlich in den Köpfen, daß uns die dahinter stehende Strategie schon gar nicht mehr bewußt wird.
    Saddam Hussein wirkt umso dämonischer, je mehr das Publikum die Ungeheuerlichkeit der mit ihm in Zusammenhang gebrachten Bedrohung in Ermangelung von Beweisen nur erahnen kann.

    "Es wird sich in Zukunft darum handeln, die Mehrheit der Population an konsumverträglichen Denk- und Wahrnehmungskategorien zu orientieren."
    Eine Weisheit aus der Werbung. Von jenen also, die jetzt für die nötige Akzeptanz für Bushs Krieg trommeln sollen. Durch den Austausch nur des einen Wortes "konsumverträglichen" ließe sich dieser Satz auch anders adaptieren.

    Dumme Sinnsysteme erleichtern das Leben, entlasten heute vom Komplexitäts- und Rationalitätsdruck der modernen Welt, bieten ausgedehnte Denkferien.
    Der Gipfel dieser Dummheit entblöst sich in Sätzen, etwa wie diesem: "ich möchte die Friedensbewegten sehen, wenn hier die erste Atombombe von Saddam einschlägt." Oder:" man kann ja mal das afghanische Volk fragen ob es die Talibanschlächter wiederhaben will." Oder, um die Verblödung noch zu steigern: "die Kriegsgegner ärgern sich, weil der Krieg immer noch nicht ausgebrochen ist".
    Bleiben da noch Fragen offen? Weiß jemand immer noch nicht wo schwarz ist und wo weiß?

    In was für einer Welt leben wir eigentlich?
    Und in welcher Welt werden wir ankommen, wenn in der Politik die Methoden des Public Relations selbst zum Bestandteil der Politik werden um Kriege, Macht und Einfluß durchzusetzen. Methoden, die sich dadurch auszeichnen, daß verführt, getäuscht und gelogen wird. Daß man vermeintliche Wahrheiten und Tatsachen "erzeugt" indem man dem dummen Kosumenten wohlproportionierte und dosierte Brocken "Information" hinwirft, damit er sich die Wahrheit daraus selbst zusammenzimmert. Man gibt ihm die Bauklötze für ein Haus und er baut daraus ein Haus. Man gibt ihm die Komponenten für ein Auto und er baut daraus ein Auto.
    Man streut gezielt die Imagination von möglichen und vermuteten Gefahren und er bastelt daraus eine Gefahr.

    Konkret wird aus der anfangs durch geschickt gestreute Nebensätze implizierten Verbindung von Gefolgsleuten eines von den USA immer noch gesuchten Osama Bin Laden zum Umfeld eines Saddam Hussein nun eine direkte Zusammenarbeit gebastelt. Wurden vor drei Wochen noch sachte Vermutungen geäußert, wird jetzt die Vermutung zur gesicherten Erkenntnis umgeformt. Alleine die Vermutung veranlaßt die nützlichen Idioten, daraus eine Gewißheit zu machen, für die freilich jeglicher Beweis fehlt und die jeglicher Logik entbehrt. Aber solche Fragen werden nicht gestellt.
    Wichtig ist nur, daß sich die Gewißheit in den Köpfen festsetzt. Damit ist das Ziel erreicht. So wird Mosaiksteinchen zu Mosaiksteinchen gefügt. Wohldosiert und proportioniert, zeitlich aufs genaueste abgestimmt.
    Es setzt sich ein Bild zusammen. Der erstaunte Betrachter tritt einige Schritte zurück, um den Überblick zu haben. Daß die meisten Mosaiksteinchen unecht sind, nur Täuschung, kann er aus der Entfernung nicht mehr sehen. Wichtig ist nur das Gesamtbild und die Signatur. Damit ist es echt.
     
  2. maiden

    maiden Lever duat us slav

    Heute vernehmen wir die Meldung, daß Nordkorea an einem Atomwaffenprogramm arbeitet, um für die eigene Sicherheit zu sorgen. Und obwohl die Machthaber dieses Landes betonen, daß die Arbeit am Atomprogramm nur der eigenen Sicherheit dienen soll, glauben wir gleich zu wissen, daß Norkorea damit zu einer konkreten Gefahr für den Weltfrieden wird. Damit steht fest, daß das Regime beseitigt werden oder abrüsten muß.

    Man könnte diesen Sätzen auch einen anderen voranstellen:
    Amerika erklärt Nordkorea zum Teil der Achse des Bösen und damit zum Feind. Und provoziert damit entsprechende Reaktionen eines Regimes, das ohnehin ständig von Existenzängsten getrieben ist - wie alle Diktaturen eben.
    Die Provokation einer Reaktion, die dann wiederum als Argument für die eigene Reaktion benutzt wird.

    Kalkül der Bush-Regierung? Das Spiel mit der Angst um unwilligen Quertreibern in Europa den Wind aus den Segeln zu nehmen?
    Wollen sie denn immer noch nicht begreifen, daß die Achse des Bösen uns alle, unser aller Interessen bedroht?
    Wer nicht für uns ist, ist gegen uns? Wer die gleichen Waffen besitzt wie wir und nicht unseren Lebensstil teilt oder ihn sogar verurteilt, ist eine mögliche Gefahr für uns. Eine mögliche Gefahr rechtfertigt Militärschläge. Denn das Recht nehmen wir uns. Es ist unser Recht. Das Recht der gottgesegneten Nation. Und wer zur Achse des Bösen gehört bestimmen wir.
    Wir wissen, was gut ist und was böse.
    Stellt sich da noch jemand die Frage, ob wirklich unser aller Interessen bedroht werden? Ist es nicht vielleicht so, daß unser aller Interessen nur so lange unser aller Interessen sind, wie wir bereit sind uns an die gottgesegnete Nation zu binden, uns ihrer Sicht der Dinge unter zu ordnen und an einem Krieg gegen das Böse zu beteiligen? An der Seite des Guten, das zu anderer Zeit und in anderen Fällen einen Dreck auf unser aller Interessen gibt. Etwa wenn es um den Klimaschutz geht.

    "Bei einem dummen", schreibt Jean Paul, "ist jede Idee isoliert, alles ist bei ihm in Fächer abgeteilt, und zwischen entfernten Ideen ist eine Kluft, über die er nicht hinüberkommen kann - was ihn freilich nicht daran hindert, die entferntesten Ideen unverbunden nebeneinanderzustellen und einen intinktlosen Zusammenhang zu behaupten".

    Mit instinklosen Zusammenhängen müssen wir uns dieser Tage oft beschäftigen.
    Und wir müssen betrübt feststellen, daß begründete Argumentationen durch instinklose Assoziationen ersetzt werden.
    Es geht nicht mehr darum Zusammenhänge plausibel zu erklären, sondern darum was den Menschen bei der Erwähnung bestimmter Begriffe als erstes einfällt.
    Die eigentliche Perfidie liegt aber darin begründet, daß das Prinzip der Irrelevanz zum Standard erhoben, und kein Widerspruch geduldet wird.
    Meldet sich dieser Widerspruch dennoch, wird er mit Arroganz und Ignoranz abgestraft.
    Man schneidet den Kritiker. Im konkreten Fall werden die Kritiker als "zum alten Europa gehörend" abqualifiziert. Die Dummheit springt darauf an und weidet sich genüßlich in der Beleidigung, die sie doch selbst trifft. Aber sie merkt es nicht.

    Die Arroganz, die die Beleidigungen ausspricht und damit einen Keil zwischen die Kritiker treiben will, duldet keinen Widerspruch und keine Kritik.
    Es ist einfacher, sich seine Ansichten von Gleichgesinnten ritualmäßig bestätigen zu lassen, als unermüdlich Andersdenkende aufzusuchen.
    Mundus vult decipi, intellectus vult decipi. Autoritätsgläubigkeit schränkt ein.
    Und die nützlichen Idioten marschieren in Gedanken schon mit. Aber eben nur in Gedanken. Der Mut für den eigenen Einsatz fehlt ihnen.

    Um sich aus ihrer unlogischen Haltung zu winden, bemühen sie die Geschichte, lenken ab vom eigentlichen Thema und "beamen" die Diskussion in eine Zeit zurück, die den meisten nur vom Hörensagen und aus dem Geschichtsunterricht bekannt ist. Es wird die Geschichte aber nicht nur bemüht, wenn in gezielt gestreuten Fragen, wer uns denn von der Hitler-Diktatur befreit habe, die amerikanische Hilfsbereitschaft unterstrichen werden soll. Die Befreiung Deutschlands durch die Aliierten wird zum Beweis für das Streben der Amerikaner nach Freiheit, Gerechtigkeit und Demokratie aufgeführt. Und es soll als Beleg ihrer Redlichkeit dienen. Und genau hier wird die Geschichte nicht nur bemüht, sondern geradezu belastet.
    Denn es werden Ereignisse erwähnt, die erstens etwa 60 Jahre zurückliegen und es wird dabei absichtlich mißachtet oder aus Unkenntnis übersehen, daß der Grund für den Kriegseintritt Amerikas nicht die beabsichtigte Befreiung der deutschen Bevölkerung von der Diktatur der Nazis war. Und es wird dabei übersehen, daß, wer Ereignisse, die einen langen Zeitraum zurückliegen, für Diskussionen aktueller Themen heranziehen will, auch nach der Zukunft fragen muß. Wo werden wir IN 60 jahren sein. Wie wird unser Wertesystem und unsere Gesellschaft IN 60 Jahren aussehen? Werden wir bei der Verteidigung der dann aktuellen Geschehnisse auch Ereignisse heranziehen können, die 120 Jahre zurückliegen?
    Wer aufgepaßt hat weiß, daß eben diese Alliierten erst jahrelang zugesehen haben, wohin sich das Deutsche Volk und die Politik der Nazis entwickelt. Ja, man hat sogar Geschäfte mit diesen Nazis gemacht und politische Verbindungen unterhalten.
    Als schon bekannt war, daß die Juden ins Gas geschickt werden, warteten dieselben Alliierten, die später bei der Befreiung der KZs tiefstes Entsetzen zeigten, erst einmal ab.
    Als die großen Bombardements der alliierten Luftwaffe stattfanden, wurden die Gleise, die nach Bergen Belsen, Dachau, Theresienstadt und in andere Konzentrationslager führten seltsamerweise nicht bombardiert. Die Züge konnten ungehindert weiter rollen und ihre Fracht in die Vernichtung transportieren.
    Die deutsche Industrie, insbesondere die Rüstungsindustrie, war auch nicht in dem Maße Ziel der Bomberflüge, wie man vielleicht vermuten sollte. Vielmehr waren die Städte, die Stadtviertel mit ihren engen Straßen und gut brennenden Häusern erstes Ziel der alliierten Bomber.
    Warum?
    Die Taktik der Alliierten bezog sich auf die These, daß mit dem Terror gegen die Zivilbevölkerung im Nazideutschland ein Aufstand gegen das Regime erzeugen ließe. Bomber-Harris Plan, durch den Bombenterror die Bevölkerung gegen ihre Führer aufzuhetzen, schlug aber fehl. Das deutsche Volk reagierte anders. Nicht nur aus diesem Grund sind sich die Geschichtsgelehrten auch in England heute darüber einig, daß die Bombardements ganzer Städte und die Vernichtung der Wohnviertel als Verstoß gegen alle Regeln der Menschlichkeit und des Krieges waren. Schließlich wurden auch in Städten ohne militärischen Wert streckenweise über 70 Prozent des Wohnraumes vernichtet. Die Zahl der Toten in nur einer der verheerenden Bombennächte übersteigt die Vorstellungen eines Menschen, der diese Zeit nicht direkt vor Ort miterleben mußte.
    Sollte man hier Parallelen sehen?

    Können wir uns wirklich guten Gewissens auf jene Zeit und auf die vermeintlich guten oder tatsächlich guten Absichten unserer "Befreier" berufen? Und sind die Eigenschaften, die wir in diese Befreier projezieren wirklich geeignet, um sie heute unüberprüft auf jetzt aktuelle Fragen zu übertragen, als hätte es Politik, die zwischen 1945 und heute stattfand, nicht gegeben?

    Keine Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki? Kein Agent Orange auf die Zivilbevölkerung Vietnams? Kein Vietnam? Kein Wettrüsten und keine Morde an eigenen Geheimdienstleuten, weil diese Zweifel an der Richtigkeit der eigenen Politik hatten, die die Herstellung von chemischen und biologischen Kampfstoffen beauftragt hatte und diese Stoffe auch skrupellos einsetzte?
    Keine Belieferung von Despoten mit Waffen, Geld und Giftstoffen?
    Keine militärische und finanzielle Unterstützung Israels, das UNO-Resolutionen grundsätzlich mißachtet, das das Land der Palästinenser raubt und dort entgegen aller UNO-Forderungen und entgegen des Völkerrechts Siedlungen baut?

    Wenn die Zeit von vor 60 Jahren denn für hehre Ideale je taugt, bleibt die Tatsache, daß wir heute in einer anderen Zeit leben. Und wir brauchen heute andere Antworten.

    Man stelle sich eine Gerichtsverhandlung vor, wo der Angeklagte verurteilt wird, nicht etwa weil die Beweise gegen ihn erdrückend sind, sondern weil sie gar nicht existieren.

    Der Staatsanwalt hält ein glühendes Plädoyer in dem er den Grundsatz - in dubio pro reo - mit der Behauptung vom Tisch wischt, wenn sich keine Beweise finden ließen, müsse der Angeklagte unzweifelhaft lügen und sei schon alleine deshalb zu verurteilen, und zwar zum Tode.

    Und der Staatsanwalt fügt hinzu, daß selbst, wenn sich keine Beweise für die Lügen des Angeklagten finden ließen und das Gericht seiner Auffassung nicht folgen wolle, er nötigenfalls selbst das Urteil vollstrecken würde.
    Die Verteidigung kommt erst gar nicht zu Wort, da sie andernfalls zum Komplizen erklärt würde.

    Die Öffentlichkeit nimmt es zur Kenntnis und schweigt. Schließlich ist der Angeklagte ein bekannter Massenmörder, dem ein anderes Urteil als der Tod nicht gebührt.
    Kritiker werden zum Schweigen gebracht indem man auf die Aufrichtigkeit des Staatsanwaltes von vor 60 Jahren verweist. Über seine Unaufrichtigkeiten, die nicht so lange zurückliegen und auch auf sein enges Paktieren mit dem Angeklagten kommt man nicht gerne zu sprechen.

    Eine solche Vorgehensweise würde unzweifelhaft unseren Widerstand provozieren.
    Aber der Angeklagte heißt Saddam Hussein und ist plötzlich laut Bushscher Definition hochgefährlich für den Weltfrieden, auch wenn er mal ein Partner der USA war.
    Saddam Husseins gibt es viele. Ungerechtigkeit, Besetzung und Raub fremden Landes und Massenmorde auch. Aber es kommt darauf an, ob der Staatsanwalt ein Interesse an einem Prozess hat, oder eben nicht. Nur über dieses Kriterium läßt sich über die Schuld eines Täters befinden.
    Chinas Besetzung Tibets? Tschetschenien? Israel?

    Von einem Land, das sich zum Weltpolizisten ernennt und für sich in Anspruch nimmt, über Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit richten zu können, darf man nicht nur Konsequenz, Augenmaß und eine ehrliche und offene Politik erwarten, nein - man muß sie geradezu einfordern. Wenn dieses Land von anderen Gefolgschaft einfordert, muß man sicher sein können, wohin die Reise geht, wohin die Politik führen wird.

    Wenn die Antworten dazu ausbleiben oder die Argumentationen dafür offenkundige Ungereimtheiten oder sogar Lügen aufweisen, muß man die Gefolgschaft verweigern.

    Das ist die Verpflichtung gegenüber jenen, mit denen wir ein friedliches und vertrauensvolles Zusammenleben auf diesem Planeten gestalten müssen.
    Und dazu gehört auch, daß wir umdenken. In unserem Handeln mit anderen und in unserem Teilen mit anderen.
    Wer andere übervorteilt, darf sich nicht über deren Verärgerung wundern. Wer andere bestiehlt, darf sich nicht über deren Rache wundern. Wer andere Beraubt, darf sich nicht wundern, wenn er plötzich selbst zum Opfer werden soll.

    Wer auf einer Kugel sitzt, für den ist der Lebensraum nicht unendlich. Die Freiheit des einen endet dort, wo sie die Freiheit des anderen berührt. Wir können nur alles teilen oder alles vernichten. Die Vernichtung alles und jeden ist die Konsequenz aus der Habgier der einen und der Armut der anderen.
     
  3. Convenant

    Convenant Haarfestiger

    Etwas Anderes hätte ich jetzt von dir nicht erwartet. Danke für die Bestätigung meiner Voransicht. Vorsicht: Wir trinken jetzt teuren Rotwein und verdrängen den weiteren Gang der Welt.
     
  4. Olley

    Olley Gast

    das ist schon ne ferchheit wie hier auf themen geantwortet wird! wenn das deren kinder lesen würden! auua

    Olley
     
  5. graphitto

    graphitto Wanderer

    Danke maiden. Du erinnerst mich daran, warum ich mich mal in diesem Forum angemeldet habe.
    Das mich deine Worte auch an Don Quichote und die Windmühlen (oder auch Kassandra) erinnern, liegt im Thema begründet.
    Aber vielleicht ist die gegenwärtige Situation auch dazu angetan, ein paar mehr Quichotes hervorzubringen. Wir werden sehen.

    gruß
     
  6. ughugh

    ughugh New Member

    Schön, das mal alles so am Stück zu lesen, wenn es auch im Einzelnen nichts neues bietet.

    Die Reaktionen werden sich aber wahrscheinlich im zu erwartenden Rahmen bewegen, was schade ist.
     
  7. maiden

    maiden Lever duat us slav

    es gibt Momente, da will man etwas loswerden, weil einen die Angst um die Zukunft treibt. Das ist dann nicht für alle bestimmt. Schon deshalb, weil man ja auch weiß, daß es nicht bei allen ankommen kann.
    Von daher hat mich die erste Reaktion auch überhaupt nicht überrascht. Nichts anderes hatte ich erwartet.
     
  8. maiden

    maiden Lever duat us slav

    die Frage war ja: wohin wollen wir? Man kann ja nicht erwarten, daß jeder auch folgen kann.
     
  9. maceddy

    maceddy New Member

    Hallo Maiden, schau dir mal einen Ameisenstaat an - da hat jeder seine Aufgabe und es funktioniert. Dann schau mal auf die Menschheit - Freiheit, Gleichheit und Ego.

    Gruß
    maceddy
     
  10. ughugh

    ughugh New Member

    Und trotzdem gibt es Krieg unter Ameisenstämmen ... scheint also auch nicht so der Hit zu sein. :)
     
  11. maceddy

    maceddy New Member

    Sicher gibt es da auch probleme, es gibt die Ameisen auch schon einige Jahre länger als die Menschheit. Ich glaube nicht das es im Jahr 5oooo noch einen Menschen auf der Erde geben wird. Ameisen werden wohl noch da sein.

    Gruß
    maceddy
     
  12. Convenant

    Convenant Haarfestiger

    Du scheinst da ja recht gut Bescheid zu wissen über solcherlei zukünftige Entwicklungen. Was machst du nachts?
     
  13. Ganimed

    Ganimed New Member

    Wenn die Ameisen so gross wären wie Menschen, wären sie schon lange ausgestorben.
     
  14. Ganimed

    Ganimed New Member

    Die haben nix anderes als Häuslebaue und Raublust im Hirn.
     
  15. maceddy

    maceddy New Member

    Schlafen.

    Nein ich bin Bescheiden, es gibt hier einige die den echten Durchblick haben, bin nur Fußgänger.

    Gruß
    maceddy
     
  16. macixus

    macixus Hofrat & Traktorist

    Jetzt, da wir "die Wahrheit" kennen, stellt sich mir nicht die Frage, wo es hingeht, sondern wie und womit es weitergeht.

    Was willst du bewirken?
    Bei wem?
    Mit wem?

    Ist dir daran gelegen, in dein Klagelied einzustimmen?

    Oder willst du, dass die bis zum Erbrechen ausgetauschten Argumente (falls dir "Lügen" lieber ist, auch das) noch einmal genannt werden? Zu welchem Behufe? Um dann in den Folgeposting festzustellen, dass nichts davon "angekommen" ist? Die Wiederholung deiner "Wahrheiten" macht sie nicht wahrer.

    Mich macht deine Eloge müde und ärgerlich.
     
  17. Convenant

    Convenant Haarfestiger

    Warheit tut weh,
    sie kann nicht mal reimen.
    Wann immer sie tut
    und sie tut ganz schön oft,
    sag ich immer nur...
    Wahrheit tut weh.
     
  18. Convenant

    Convenant Haarfestiger

    akiem, das wolltest du doch ins X-Brett posten!
     
  19. Olley

    Olley Gast

    ahhhhhhhhhhhhhhhh wo ist das phrasenschwein? akiem das wird teuer.

    Olley
     
  20. Convenant

    Convenant Haarfestiger

    Da musst du vorher das viele Kinderblut abscheiden. Einfach die gequetschten Leichen in der Sonne stehen lassen und nach wenigen Tagen das schaumig gewordene Eiweiß herunterblasen, das Öl abschöpfen und den Rest als gesunden Molkedrink verkaufen.
     

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